Lithiumbatterien befinden sich in blinkenden Kinderschuhen, Tablets, Stabmixern, singenden Grußkarten oder Gartengeräten. Wenn sie im Restmüll landen, können sie sich bereits bei kleinster Reibung entzünden und gefährliche Brände verursachen. Dass Lithiumbatterien hochexplosiv und daher brandgefährlich sind weiß aber nur jeder dritte Österreicher, der Unterschied zu herkömmlichen Alkaline-Batterien ist überhaupt nur 16 Prozent der Bevölkerung klar, zeigt eine aktuelle Studie im Auftrag des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB).
So entsorgen auch nur 55 Prozent der befragten Österreicher alte Batterien und Akkus in den dafür vorgesehenen Sammelboxen. Das entspricht zwar der gesetzlichen Sammelquote von 45 Prozent, ist aber aufgrund der massiven Zunahme von im Umlauf befindlichen Lithiumbatterien für die Entsorgungsbetriebe eine Katastrophe, denn die Zahl der Brände steigt. Hans Roth, Präsident des VOEB: „Lithiumbatterien sind die größte Herausforderung der Branche in den letzten 40 Jahren. Wir wissen von Entsorgungsbetrieben, in denen sie für 95 Prozent der Störfälle verantwortlich sind. Wir haben verletzte Mitarbeiter zu beklagen, der Sachschaden ist enorm. Das kann so nicht weitergehen. Wenn die Batterie-Sammelquote nicht zumindest auf 75 Prozent erhöht wird, wird kein Weg an einem Pfand vorbeiführen.“
Forderung nach Informationsoffensive
Die Zahlen der Studie zeigen eindeutig, dass die Bevölkerung nur unzureichend über die Gefahren von Lithiumbatterien informiert ist. Besonders auffällig ist das bei unter 30-Jährigen: Nur 29 Prozent wissen, dass der Handel verpflichtet ist, alte Batterien zurückzunehmen, gerade 32 Prozent ist die fachgerechte Entsorgung ein Anliegen und nur etwas mehr als jeder Dritte entsorgt alte Batterien fachgerecht – bei den über 60-Jährigen sind es 71 Prozent. Roth: „Diese Zahlen sind sehr beunruhigend. Wir müssen daher vor allem junge Menschen aufklären, wo überall Lithiumbatterien versteckt sind, wie man sie korrekt entsorgt und so gefährliche Brände verhindert.“ Roth betont, dass dem Verband auch die Herstellerverantwortung ein Anliegen ist, und dass alle Beteiligten der Wertschöpfungskette genau wissen, welche Inhaltsstoffe in den Batterien enthalten sind.
Zusammenhang zwischen Bränden und Lithium-Batterien bestätigt
Seit Jahren beschäftigt sich Prof. Roland Pomberger von der Montanuniversität Leoben mit Lithiumbatterien. „Wir können den Zusammenhang zwischen der steigenden Anzahl von Lithiumbatterien im Restmüll und den Bränden bei Entsorgungsbetrieben eindeutig belegen. Für die Abfall- und Ressourcenwirtschaft ist diese Entwicklung existenzbedrohend. Ein Problem, für das jedoch keiner die Verantwortung übernehmen will.“ Die Hersteller erfüllen bereits die geforderte Sammelquote und fühlen sich daher nicht zuständig. Die Konsumenten haben kein Bewusstsein dafür und wissen oft nicht einmal, worin sich überall Lithiumbatterien befinden. Auch für die Politik hat das Thema (noch) keine Priorität. Pomberger: „Die Faustregel lautet: In einer Tonne Restmüll befindet sich durchschnittlich eine Lithiumbatterie. Jede Lithiumbatterie ist eine potenzielle Zündquelle. Durch Abfallbehandlung und Recycling steigt die Wahrscheinlichkeit einer Beschädigung und damit die Wahrscheinlichkeit eines Brandfalles.“
In Deutschland brennt es täglich
Auch in Deutschland brennen Entsorgungsbetriebe. Aktuelle Zahlen bestätigen, dass es aufgrund von sich entzündenden Lithiumbatterien bereits täglich zu Bränden in Tonnen, Fahrzeugen, Betriebshöfen oder Sortieranlagen kommt. Versicherungen weigern sich, für den Schaden aufzukommen. Der BDE fordert daher schon seit längerem ein Pfand auf Batterien. Ergänzend dazu sollen Elektro- und Elektronikgeräte von den Herstellern so konzipiert werden, dass Batterien durch den Endnutzer ausbaubar sind (was oft nicht der Fall ist). Neben einer verpflichtenden, einheitlichen Kennzeichnung von Geräten mit Lithiumbatterien sollten aber auch die Verbraucher besser informiert werden sowie finanzielle Anreize für die Sammlung festgelegt werden. BDE-Präsident Peter Kurth: „Die Lage ist dramatisch. Wir können und wollen nicht zusehen, bis wir bei diesen Brandfällen Tote und Schwerverletzte beklagen müssen. Die Unternehmen der deutschen Recycling- und Entsorgungswirtschaft dürfen mit dieser ernsten Herausforderung nicht alleine gelassen werden. Alle Verantwortlichen müssen ihren Beitrag leisten, um diese Gefahr einzudämmen.“