ITAD-Geschäftsführer Carsten Spohn: „Wir beteiligen uns gerne an allen sachgerechten Diskussionen über die Rolle und den Umfang der thermischen Abfallbehandlung in einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Ziel muss hierbei aber die Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft mit dem größtmöglichen positiven Effekt für die Umwelt sein. Hierbei ist die thermische Abfallbehandlung ein Grundpfeiler der Kreislaufwirtschaft. Falsch wäre es, aus einer Emotion für oder gegen ein bestimmtes Behandlungsverfahren – realitätsfremde, ökologisch und ökonomisch nachteilige Lösungen zu fordern oder schlimmstenfalls zu etablieren.“
Unter anderem sorgen ein gestiegenes Siedlungsabfallaufkommen, ein weiterhin gutes Konsumklima, Wegfall der Mitverbrennungskapazitäten in Kohlekraftwerke, mangelnde Einsatzmöglichkeiten für bestimmte (minderwertige) Rezyklat-Qualitäten und insbesondere das Fehlen von Verwertungsmöglichkeiten in Südostasien für bestimmte „Wertstofffraktionen“ für enormen Bedarf zur energetischen Verwertung stofflich nicht verwertbarer Abfallfraktionen. Die ITAD-Anlagen, aber auch die thermischen Abfallbehandlungsanlagen im Ausland sind somit mehr als gut ausgelastet. Hinzu kommt ein Havariefall in den Niederlanden, wodurch zusätzliche Siedlungsabfälle auf den Markt drängen. Zwar ist die Entsorgungssicherheit für Siedlungsabfälle in Deutschland gewährleistet, allerdings steigt der Druck auf Abfallerzeuger und Entsorger bei den Gewerbe- und Industrieabfällen, um freie Kapazitäten zu finden. Auf Basis dieser Entwicklungen häufen sich je nach Region die Sorgen aus dem Handwerk und der Wirtschaft über derartige Entsorgungsengpässe.
Die aktuellen Forderungen nach Kapazitätsrückbau werden von ITAD daher mit Unverständnis zur Kenntnis genommen, auch wenn es sich um Szenarien für die Zukunft handelt
„Schon vor einigen Jahren wurde nach jahrelangen Diskussionen um Überkapazitäten bei der thermischen Abfallbehandlung eine Studie vorgestellt, die den Rückbau der Anlagenkapazitäten auf 10 Anlagen gefordert hat, um massive Hemmnisse für das Recycling abzubauen“, erinnert sich Spohn. Schon damals hat sich gezeigt, dass sich die Grundannahmen zur Ermittlung der Kapazitäten für die energetische Verwertung als wenig verlässlich erwiesen haben und an den realen Anforderungen der Kreislaufwirtschaft vorbeigegangen sind.
„Hier ist eine sachgerechte und ausgewogene Betrachtung aller Randbedingungen erforderlich. Mangelnde Kapazitäten für die thermische Abfallbehandlung mit ihrer Funktion als Schad- und Störstoffsenke sowie klimafreundlicher Energielieferant gefährden die Zielsetzung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.
Wir müssen uns an den Anforderungen einer realen Kreislaufwirtschaft stellen und dürfen nicht auf Basis einer idealen Wunsch-Kreislaufwirtschaft planen“, so Spohn weiter.
Vor dem Hintergrund des auf europäischer Ebene beschlossenen europaweiten Ausstiegs aus der Deponierung von Siedlungsabfällen bis 2035 sei darüber hinaus damit zu rechnen, dass nicht alle EU-Mitgliedstaaten bis zu diesem Termin ausreichende Behandlungskapazitäten aufgebaut haben werden. Somit werden auch stofflich nicht verwertbare Abfälle auf einen europäischen Entsorgungsmarkt drängen, in dem der deutsche Anlagenpark seit Jahrzenten zur technischen Weltspitze im Bereich der thermischen Abfallbehandlung gehört und mit hohen Verfügbarkeiten Abfälle energetisch verwertet, und dort den Entsorgungsdruck voraussichtlich erhöhen.
„Unsere Mitglieder gewährleisten tagtäglich die Entsorgungssicherheit für Bürger und Unternehmen. Damit dies auch zukünftig so bleibt, ist eine sachgerechte Einschätzung zur Entwicklung der Kreislaufwirtschaft inkl. realistischer Mengenszenarios und der Rolle der thermischen Abfallbehandlung von großer Bedeutung. Auf dieser Basis können unsere Mitglieder heute und morgen weiterhin unter Einhaltung höchster Umweltstandards Siedlungs- und Gewerbeabfälle sicher und nachhaltig verwerten,“ fasst Spohn die eigenen Zielsetzungen der ITAD zusammen.