Wo gehobelt wird, fallen Späne. Und wenn Sanierungsarbeiten und Entkernungen erfolgen oder Großbaustellen in dem Himmel wachsen, können „Späne“ ins Unermessliche anschwellen. Für das Sammelsurium an kleinen Bauabfällen platzieren Bauherren am Ort des Geschehens Absetzbehälter, in die sämtlicher Kram von Kabelstücken über Holzabfälle bis zu Betonresten landet. Sind diese voll, ist Not am Mann.
In Berlin und Umgebung reicht ein Anruf bei der Baustoffverwertung Eichberg (BVE) und Marco Binder oder einer seiner Kollegen rückt mit schwerem Gerät an, um die Behälter vor Ort zu leeren und so für einen reibungslosen Ablauf auf der Baustelle zu sorgen. Sein moderner MAN TGS 26.500 6×4 ist mit einem Palfinger-Recyclingkran am Heck ausgerüstet, so dass die Entsorgung immer in Eigenregie erfolgen kann. Um gleich mehrere Baustellen in der Großstadt ansteuern und dort größere Mengen an Bauschutt abtransportieren zu können, ist der 48-Jähriger selten im Solobetrieb unterwegs, sondern hat in der Regel einen großen Container-Anhänger im Schlepp.
Morgens um 5:00 Uhr startet Binder seinen Lastzug und geht auf Tour durch Berlin. Den „Early-Bird“ zu spielen hat in der Hauptstadt viele Vorteile: Zu dieser Zeit rollt der Lkw noch ohne Verkehrsbehinderungen und Staus durch die City. Außerdem herrscht auf den Baustellen noch kein Betrieb, so dass der BVE-Fahrer ohne Wartezeit und in Ruhe seinen Lkw in Position bringen kann, um mit dem Zwölf-Metertonnen-Kran samt zweifachem Ausschub optimal an die Abfallcontainer heranzukommen. Denn oft stehen die Lieferfahrzeuge der einzelnen Gewerke am Bau schon Schlange, um die einzige schmale Baustraße zwischen den Häuserschluchten benutzen zu können.
Heute ist Charlottenburg dran. Hier entsteht zeitgleich im gleichen Viertel ein neues Abwasserpumpwerk der Berliner Wasserbetriebe, eine Erweiterung der Schlosspark-Klinik und zwei Wohnbebauungen. Bei so viel Action kann es aufgrund von Wartezeit schon mal eng werden. Nicht heute, nicht für Marco Binder. Dafür ist der gelernte Maurer zu flink unterwegs. Um auf dem Platz besser rangieren zu können, hat der stämmige Berliner den Anhänger mit 40-Kubik-Container flugs abgekoppelt und sich mit dem Dreiachser zu den überfüllten Absetzbehältern vorgearbeitet.
Kaum steht sein 500 PS starker MAN an der richtigen Position, sind auch schon die Kranstützen am Heck ausgefahren und der Mann schwingt sich durch die Seitentür in seine Krankabine. Mit den Händen am Joystick sitzt jeder Handgriff. Kaum einer beherrscht den Kran wie er. Binder hat knapp 20 Jahre als Kranführer auf dem Bau gearbeitet, bevor er bei der BVE als Kraftfahrer eines Lkw mit Recyclingkran anheuerte.
Die Berliner BVE gibt es seit 1996. Anfangs für Berlin und Brandenburg gegründet, ist die Unternehmensgruppe heute als Komplettanbieter für Baulogistik längst deutschlandweit aktiv. Zu den Kernkompetenzen gehört das Baustellenmanagement mit Planung der Logistik, Baustelleneinrichtung, Lieferverkehrssteuerung, Ver- und Entsorgung sowie Bewachung und Zugangskontrolle der Baustellen. Parallel dazu übernimmt BVE Abriss-, Abbruch- und Entkernungsarbeiten sowie Schüttguttransporte. Zusätzlich betreibt BVE eine Recyclinganlage für Bauschutt, eine Bauschuttdeponie und ein Kieswerk.
In Berlin-Brandenburg, Hamburg und München ist BVE zudem mit eigenem Containerdienst im Entsorgungsbereich tätig. Dafür betreibt das Unternehmen sieben Lkw mit Absetz- und Abrollkipper oder Selbstladekran und bewegt rund 600 eigene Abfallcontainer mit 7 bis 40 Kubikmeter Fassungsvermögen.
„Drei der Selbstladekran-Fahrzeuge haben ich mit einem Palfinger-Gerät der M-Serie ausrüsten lassen. Damit bin ich äußerst zufrieden – auch wegen der soliden Krankabinen, die dafür zur Verfügung stehen“, argumentiert BVE-Geschäftsführer Herrmann Müller. Die geschlossene Kabine habe er in Skandinavien kennen und schätzen gelernt. Damit können seine Leute unabhängig vom Wetter arbeiten und die Arbeitszeit besser ausschöpfen.
Auch Binder schwört auf die komfortable EPSCAB-Krankabine von Palfinger. Sie sei einer der Gründe, warum er BVE so lange die Treue gehalten hat. Immerhin ist er schon 13 Jahre für das Unternehmen tätig und mit seiner Arbeit mehr als zufrieden. Die Bedingungen seien prima. Lohn, Arbeitszeiten und Werkzeuge stimmen. Mit letzteren meint der Fahrer seine 26-Tonner samt Palfinger Epsilon M12L plus Krankabine. Sie sei wirklich ganzjahrestauglich: im Sommer bestens klimatisiert und im Winter per Standheizung gut beheizbar. Das sorgt dafür, dass Binder das ganze Jahr über kurzärmelig arbeiten kann und dennoch so gut wie nie krank ist. Außerdem halte die stabile, sichere und geschlossene Kabine den feinen Baustaub fern, was auf Dauer nicht zu unterschätzen ist. Er kenne genug Kollegen, die mit einer Staublunge zu kämpfen haben und man wisse nie genau, welche Schadstoffe im Staub noch herumschwirren.
Wie ein Profi, der in seinem Leben nie etwas anderes gemacht hat, langt Marco Binder mit seinem Zweischalengreifer zielsicher in die Kippmulde am Boden und kratzt bis fast zum letzten Krümel sämtlichen Bauschutt heraus und lädt ihn in den Lkw-Container um. Als nichts mehr zu holen war, ging es die enge Baustraße zurück zum abgestellten Anhänger. Für eine optimale Lastverteilung schaufelt der Krankenner einige Greiferladungen Bauschutt in den voluminösen Container des Anhängers um, koppelt die Fahrzeuge zum Zug zusammen und nimmt Fahrt zur nächsten Ladestelle auf.
Die liegt nur rund vier Kilometer entfernt ebenfalls in Berlin-Charlottenburg. Der Rohbau ist bereits abgeschlossen und die verschiedenen Gewerke im Innenausbau haben das Ruder übernommen. Dementsprechend füllen nicht nur Bauschutt, sondern auch Reste von Bewehrungsstahl, Holzlatten, Stromkabel, Gummi, Styropor, Plastik, Papier und Stoffreste die Abfallcontainer. Gezielt fischt Binder das Material heraus und versucht es, so gut es eben geht, zu trennen. Diesen Job müssten eigentlich die Handwerker übernehmen, indem sie die Abfälle schon möglichst sortenrein in verschiedene Behälter werfen. Doch für so viele Container fehlt häufig der Platz und die Nachlässigkeit und Bequemlichkeit der Bauarbeiter kommt auch noch hinzu.
Damit der Mann im Kran den vollen Überblick behält und sehen kann, was ihn im Container erwartet, fährt er die Krankabine bis auf rund vier Meter in die Höhe. Dort schützt ihn die Frontscheibe vor herabfallenden oder gegen die Kabine schleudernden Gegenständen. Die Frontscheibe besteht nämlich aus acht Millimeter starkem Lexan-Sicherheitsglas und kann so manchen Stoß vertragen.
Nachdem alles verladen ist, legt der BVE-Mann den Heckkran der M-Serie von Palfinger im Container auf dem Bauschutt ab, bringt die Krankabine in Fahrposition und rangiert seinen Zug fast 100 Meter rückwärts aus der engen Baustellenzufahrt. Voll beladen geht es mit dem Container-Lastzug aus dem Zentrum Berlins ins fast 30 Kilometer entfernte Grünau im Süden der Hauptstadt. Ziel ist der Recyclinghof der BVE. Hier hebt Binder den Heckkran so weit in die Höhe, so der Lkw-Container zum seitlichen Abkippen des reinen Bauschutts bereit ist. Mit Wucht prasseln Betonbrocken, Bruchsteine, Sand und Kies an den Rand eines mächtigen Schuttberges. Radlader schieben später das Material zusammen, bevor es später in einer Brecheranlage zerkleinert wird und dann als Füllmaterial für den Straßenbau zur Verfügung steht. Was sich dafür nicht eignet, landet auf der BVE-Deponie in Eichberg.
Die Kunststoffe, Kabel, Hölzer, Pappe- und Papierreste im Anhänger wandern in die Sortieranlage. Dazu schiebt der Kraftfahrer den Anhänger rückwärts gefühlvoll durch das Tor der Werkshalle, wo sich die zu recycelnden Materialien bis teils unter die Decke türmen. Hydraulisch angekippt entleert sich der riesige Behälter über das geöffnete Heckportal.
Für heute haben Recyclingkran, Container-Anhänger und Fahrzeugführer ihren Dienst getan. Nach Fahrzeug- und Kranpflege ist Schicht im Schacht. Schließlich soll der Lkw mit Kran-Aufbau mindestens drei Jahre bei BVE im Dienst stehen. Pro Jahr legt das Gespann rund 60.000 Kilometer zurück. Nach etwa 180.000 Kilometer auf dem Tacho denkt Müller über Ersatz nach. Wartung und Reparatur übernehmen in dieser Zeit ausschließlich externe Servicebetriebe. Dafür existieren umfangreiche Wartungs- und Reparaturverträge mit Palfinger und MAN. Den Kranservice übernimmt die CTM Fahrzeugbau GmbH, die als autorisierter PalfingerRecyclingkran räumt auf Vertriebs- und Servicepartner auch den Heckkran bestellt und montiert hat. Denn gute Servicepartner für die Kranfahrzeuge sind das A und O im Entsorgungsgeschäft, wo öfter mal grob gehobelt wird und die Späne fallen.