Nach den Berechnungen der Wissenschaftler spart der Einsatz des Recyclingkunststoffs Recythen mit dem neuen einstufigen Prozess nun im Schnitt 60 Prozent klimaschädliche Emissionen im Vergleich zur Verwendung von Neugranulat aus Rohöl ein. Zudem liegt der Verbrauch an Primärenergie je Tonne um rund 21.000 kWh unter dem Vergleichswert. Die Differenz entspricht in etwa dem Energieaufwand von 14.000 Waschladungen. Selbst der Einsatz des aufgrund von Individualisierungen relativ aufwendig produzierten Recyclingrohstoffs Procyclen spart noch 54 Prozent klimaschädliche Treibhausgasemissionen ein. Die Daten beruhen auf Werten von 2018, so die Alba Group weiter.
„Die Zahlen bestärken uns darin, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt Dr. Manica Ulcnik-Krump, Leiterin der Business Unit Recycled-Resource bei der Interseroh Dienstleistungs GmbH. „Eine technisch weiter verbesserte, effektive Kreislaufführung von Kunststoffen entlastet das Klima – und erhöht zugleich den Nutzen für unsere Kunden aus der Industrie.“
Recompounds, die mithilfe des Interseroh-eigenen, mehrfach ausgezeichneten Recycled-Resource-Verfahrens hergestellt werden, ersetzen bereits in vielen Bereichen Neuware. Mit dem innovativen Extrusionssystem Corema, für das Interseroh und der Hersteller Erema 2019 mit dem Plastics Recycling Award Europe ausgezeichnet wurden, ist es erstmals möglich, maßgeschneiderte Recycling-Compounds in nur einem statt bisher in zwei Verfahrensschritten herzustellen.
„Dies senkt den Energie- und Ressourcenverbrauch noch einmal spürbar“, so Dr.-Ing. Markus Hiebel, Abteilungsleiter Nachhaltigkeits- und Ressourcenmanagement bei Fraunhofer Umsicht. Zudem lassen sich direkt im Herstellungsprozess Additive, Modifikatoren und anorganische Füllstoffe beimischen. Die Qualitätskontrolle der Materialrheologie und Farbstabilität erfolgt dabei digital in Echtzeit. So könne Interseroh individuelle Recompounds für besonders hochwertige Anwendungen nach Kundenwunsch herstellen – und zugleich das Klima schonen.
An einem Strang
Der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-,
Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V. nimmt zu den Studienergebnissen wie folgt Stellung: „Dies bestärkt uns in unserer Forderung nach einer konsequenteren Kreislaufwirtschaftspolitik“, sagt Peter Kurth, Präsident des BDE. „Der Einsatz von Rezyklaten muss gezielt gefördert werden, um die Klimaschutzpotenziale des Recyclings voll auszuschöpfen.“
Mit seiner Resolution „Zeit zum Handeln – Klimaschutz durch Kreislaufwirtschaft“ hat der Branchenverband eigenen Angaben zufolge die Politik bereits im Juni 2019 zum Dialog aufgefordert. „Alle Akteure müssen jetzt an einem Strang ziehen“, so Kurth. „Das kommende Klimaschutzgesetz kann hier ein wirksamer Hebel sein.“