In dem vom deutschen Netzwerk für Ressourcenforschung organisierten Runden Tisch diskutierten die Experten Herausforderungen und mögliche Lösungen zur Etablierung einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft in Europa.
Für GERRI sind Rohstoffe und allen voran Metalle der Schlüssel für eine Vielzahl an High-Tech-Anwendungen und spielen daher eine zentrale Rolle für die Circular Economy. Um die Versorgung mit diesen Materialien und Elementen für die europäische Industrie zu sichern, fordert das Netzwerk die metallurgischen Kapazitäten innerhalb Europas zu stärken. „Die Metallurgie ist eine Schlüsseltechnologie für die meisten zukunftsorientierten Anwendungen. Wenn umfassende Aufbereitungskapazität in Europa vorhanden ist, ist die Metallurgie in der Lage, sich an verschiedene Inputströme anzupassen und alle Metalle zurückzugewinnen“, so Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Markus Reuter, Direktor des Helmholtz-Instituts Freiberg für Ressourcentechnologie und Koordinator des GERRI-Netzwerks. „Die Metallurgie ist wie ein lebender Organismus – sie ist flexibel, agil, robust und kann sich an neue Gegebenheiten der Gesellschaft der Zukunft anpassen.”
„Metalle gehören nicht nur zu den wertvollsten Bestandteilen der meisten Geräte oder Anwendungen, sie sind darüber hinaus verantwortlich für deren Funktion. Wenn Europa erfolgreich die Infrastruktur und regulatorische Basis schafft, um sie zurückzugewinnen, sind die Weichen gestellt, dass auch andere Materialien folgen werden“, ergänzte Prof. Dr. Rudolf Stauber, Geschäftsführender Leiter der Fraunhofer-Projektgruppe IWKS, Mitglied im GERRI-Netzwerk und Recyclingexperte. „Dies wird im Hinblick auf zukünftige Materialien sogar noch an Bedeutung gewinnen, da diese oft eine Kombination neuer Materialien oder Materialverbünde sind. Angefangen bei den Metallen kann Europa hier der Wegbereiter sein, um spezifische Recyclingkriterien zur direkten Rückgewinnung von Legierungen und effektiven Abtrennung von Metall-Kunststoffverbünden zu etablieren.”
Um dies zu realisieren, ist ein ganzheitlicher Ansatz nötig, waren sich alle Teilnehmer einig. Neben der Technologie, die oft bereits verfügbar oder in der Endphase der Entwicklung ist, sind neue Geschäftsmodelle und Strukturen erforderlich, um die Circular Economy in Europa Realität werden zu lassen. Nach Meinung der Experten sind demnach alle Stakeholder entlang des gesamten Produktlebenszyklus gefordert – von Designern, über Händler, Verbraucher bis hin zur Politik und nicht zuletzt der gesamten Gesellschaft.
„Solch ein drastischer Wandel braucht natürlich Zeit. Vor allem Metalle und Rohstoffe unterliegen hohen Preisschwankungen am Markt, was Investitionen risikoreich macht,” erklärte Reinhard Bütikofer, Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzender Europäische Grüne Partei. Gwenole Cozigou, Director for Industrial Transformation and Advanced Value Chains at DG GROW bei der Europäischen Kommission, ergänzte, dass nicht nur die Industrie allein diese Risiken tragen könne, sondern ebenfalls Unterstützung von öffentlicher Seite benötige.
Für Christian Hagelüken, Director EU Government Affairs bei Umicore, könnte die Elektromobilität ein Test und Vorbild für einen langfristigen Masterplan in Europa sein, da dazu neue Lieferketten und Recyclingketten aufgebaut werden müssen. Die Digitalisierung spielt laut Hagelüken ebenfalls eine große Rolle: Mit der Entwicklung digitaler Tools und Trackingsysteme für End-of-Life-Produkte und Materialien durch die gesamte Re-use- und Recyclingkette hinweg können Prozesse effizienter gestaltet und Verluste minimiert werden, schloss Hagelüken.
Als Schlussfolgerung brachte die Diskussion hervor, dass passende Technologien oft bereits vorhanden sind. Dennoch muss die metallurgische Infrastruktur gestärkt werden. Außerdem müssen neue Geschäftsmodelle und Marktstrukturen etabliert werden, was wiederum die Einbeziehung weiterer Stakeholder in die Diskussion erfordert. GERRI nimmt sich dieser Herausforderung an und wird weiterhin das Bewusstsein in Politik und Industrie zur Erarbeitung eines Masterplans für die Circular Economy der Metalle schärfen. So kann die Versorgung der Wirtschaft in Europa und der Erhalt des Know-hows im Bereich Rohstoffe langfristig in Europa gesichert werden.