Dabei machten sie deutlich, dass das vergangene Jahr zwar sicher kein leichtes war, aber für die Branche insgesamt dennoch erfolgreich verlaufen ist. „Die gute Konjunktur hat unsere Geschäfte gestützt und geholfen, schwierige Situationen zu meistern“, lautete die Bewertung der bvse-Führung. Zu den schwierigen Herausforderungen gehörte dabei der faktische Importstopp von Sekundärrohstoffen, der von der chinesischen Regierung verhängt wurde. Von der Öffentlichkeit wurde dieser Importstopp vor allem in Zusammenhang mit Kunststoffabfällen wahrgenommen, betroffen waren aber im Grunde alle Sekundärrohstoffe, insbesondere auch Altpapier.
Für dieses Jahr zeigen sich Reiling und Rehbock eher verhalten. „Mit einem kräftigen Wirtschaftswachstum werden wir in diesem und auch im nächsten Jahr wohl nicht rechnen können“, heißt es in dem Mitgliederschreiben. Zwar könne auch weiterhin mit einer Ausweitung der gewerblichen, öffentlichen und auch privaten Bauaktivitäten gerechnet werden, insgesamt werde sich die deutsche Konjunktur aber wohl abkühlen.
So hat das ifo-Institut beobachtet, dass die Neuaufträge im Verarbeitenden Gewerbe, sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland, im Verlauf des letzten Jahres gesunken sind. Auch die Außenhandelsrisiken, wie beispielsweise der schwelende Handelskrieg der USA mit China oder der drohende Brexit, bereiten große Sorgen. Das wirtschaftliche Umfeld für den Mittelstand der Recycling- und Entsorgungsbranche werde ebenfalls immer schwieriger, warnen Reiling und Rehbock. Der Konzentrationsprozess habe an Dynamik nichts verloren und in diesem Jahr erwarten viele, dass es Remondis gelingen werde, den Grünen Punkt zu übernehmen.
Nicht zuletzt macht dem bvse auch der nach wie vor hohe Auslastungsgrad der Müllverbrennungsanlagen Sorge. Die Auslastung der Verbrennungsanlagen liege seit 2015 bei nahezu 100 Prozent bei den rund 80 Mitgliedsanlagen der ITAD. Diese verarbeiten etwa 23,5 Mio. Tonnen Hausmüll und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle. Schon bei der letzten Jahresumfrage 2018 gaben nur noch 15 Prozent der bvse-Mitgliedsunternehmen an, dass eine Anlieferung von Abfällen zur thermischen Abfallbehandlung uneingeschränkt möglich ist. Aufgrund des chinesischen Importstopps und die nach wie vor sehr gute Baukonjunktur sei nicht zu erwarten, dass sich diese Situation im laufenden Jahr entschärfen werde. Darauf müsse sich die Branche einstellen.
An die Politik hat die bvse-Spitze eine klare Botschaft. Angesichts der abkühlenden Konjunktur sei es endlich Zeit für eine steuerliche Entlastungsoffensive für den Mittelstand.
Der bvse ist außerdem der Ansicht, dass es nach der Veröffentlichung einer Reihe von politischen Plänen und Strategien zu den Themen Recycling und Kreislaufwirtschaft jetzt auch Zeit sei für konkrete Maßnahmen. Insbesondere fordert der bvse, das die Recyclingfähigkeit von Produkten vor Markteintritt nachgewiesen werden müsse, ein Anreizsystem in Gestalt von CO2-Zertifikaten, so dass dem Umstand stärker Rechnung getragen werde, dass Recycling CO2 einspare. Außerdem fordert der bvse Einsatzquoten von Sekundärmaterial im Herstellungsprozess von Produkten und nicht zuletzt eine konsequente Nachfrage von Recyclingprodukten bei der öffentlichen Beschaffung.
Wie der bvse weiter mitteilte, wird der Verband in diesem Jahr einen weiteren Baustein seiner Qualitätsoffensive für das Thema Mineralik auf den Weg bringen.
Im ersten Halbjahr 2019 soll der organisatorische und inhaltliche Aufbau (Geschäftsstelle, Gütebestimmungen, Qualitätssiegel etc.) für das Qualitätssiegel zur Akzeptanzsteigerung von Sekundärrohstoffen/-baustoffen abgeschlossen werden. Gemeinsam mit dem Deutschen Abbruchverband gründen wir zu diesem Zweck eine GmbH und wir sind zuversichtlich, dass schon in 2019 die ersten Qualitätssiegel verliehen werden können.