Die am Dienstag von der Europäischen Kommission veröffentlichte Europäische Kunststoffstrategie setzt klare Ziele zur Reduzierung von Kunststoffabfällen, zur Steigerung der Ressourceneffizienz und zur Schaffung von Wertschöpfung und Beschäftigung in Europa, so der Verband der Biokunststoffindustrie in Europa European Bioplastics (EUBP).
Die Strategie fokussiere sich jedoch nach Ansicht der EUBP vor allem auf werkstoffliches Recycling und bliebe hinter den Erwartungen an einen ganzheitlichen Ansatz zurück. Konkrete Schritte, die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen durch die Verknüpfung der Kreislaufwirtschaft mit der Bioökonomie zu reduzieren sowie innovative biobasierte Kunststofflösungen zu unterstützen werden weiter verschoben, heißt es weiter. Der Beitrag biologisch abbaubarer Kunststoffe zu einer Kreislaufwirtschaft werde zwar in der Strategie anerkannt, konkrete Maßnahmen aber fehlen ebenfalls.
„Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen sind eine nachhaltige Alternative für viele Kunststoffprodukte“, sagt François de Bie, EUBP-Vorsitzender, und fügt hinzu: „Für einige Anwendungen sind recycelte Kunststoffe aufgrund von geringerer Qualität oder aus Sicherheitsgründen nicht immer geeignet. So wichtig die Erhöhung des Recyclinganteils in Kunststoffen auch ist, andere nachhaltige Alternativen wie biobasierte Rohstoffe müssen ebenfalls gefördert werden, um den Anteil der in der Kunststoffindustrie eingesetzten fossilen Rohstoffe zu reduzieren.“
EUBP ist der Auffassung, dass die Verwendung von nachwachsenden anstelle von fossilen Rohstoffen einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen und der Erreichung der Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung sowie des Pariser Abkommens leiste. Gleichzeitig könne die Nutzung von in der EU angebauter Biomasse für die Herstellung von biobasierten Kunststoffen wichtige Impulse für Arbeitsplätze und Wachstum im Bioökonomiesektor setzen und EU-Landwirten die Nutzung von Nebenerzeugnissen und damit zusätzliche Einnahmeströme ermöglichen.
EUBP begrüßt, dass die Kommission die Wichtigkeit von biologisch abbaubaren und kompostierbaren Kunststoffen und deren Rolle in getrennten Sammelsystemen für organische Abfälle erkannt hat, um die Sauberkeit der Abfallströme und die Recyclingqualität zu verbessern. Die Vorteile und die kreislaufwirtschaftliche Verwendung von biologisch abbaubaren Kunststoffen müssten in erster Linie in diesem Kontext des organischen Recyclings berücksichtigt werden. EUBP werde, so heißt es weiter, die Kommission gerne dabei unterstützen, konkrete Anwendungen und Maßnahmen zur Förderung von Innovationen und Marktwachstum in diesem Bereich zu entwickeln.
„Zusätzlich zum organischen Recycling können biologisch abbaubare Kunststoffe auch dazu beitragen, Auswirkungen bestimmter Kunststoffanwendungen auf die Meeresumwelt zu verringern. Dazu müssen im nächsten Schritt geeignete Materialien, Anwendungen, Standards sowie umweltbezogene Aussagen gemeinsam mit der Kommission und anderen relevanten Akteuren in den kommenden, in der Strategie festgelegten, Initiativen definiert werden“, sagt de Bie.
„Wir unterstützen zudem die klare Unterscheidung der Kommission zwischen biologisch abbaubaren Kunststoffen und sogenannten oxo-abbaubaren Kunststoffen, die fälschlich behaupten, biologisch abbaubar zu sein. Wir begrüßen daher ausdrücklich die Entscheidung der Kommission[1], die Verwendung von Oxo-Kunststoffen in der EU einzuschränken“, so de Bie weiter. „In diesem Zusammenhang werden wir auch mit der Kommission in Bezug auf klare und unmissverständliche umweltbezogene Aussagen zusammenarbeiten und die Bemühungen um eine bessere Verbraucherinformation über die korrekte Entsorgung der verschiedenen Arten von Biokunststoffen unterstützen.“
EUBP freut sich auf die weitere Zusammenarbeit mit den EU-Institutionen und allen anderen relevanten Interessengruppen in den anstehenden Diskussionen rund um die EU-Kunststoffstrategie, um sicherzustellen, dass die anfänglichen Erkenntnisse zu biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoffen im nächsten Schritt weiterentwickelt und in konkrete Maßnahmen umgewandelt werden, heißt es abschließend.