Laut dem Fachinformationsdienst Euwid sind die Kunststoffexporte aus Deutschland nach China seit Beginn der Importkontrollen um zwei Drittel zurückgegangen. Hauptsächlich wurden Polyethylen (Folien) und PET nach China exportiert.
Die Unternehmensgruppe mit dem Grünen Punkt sei davon nicht direkt betroffen, da auch in der Vergangenheit mehr als 90 Prozent der im Gelben Sack und der Gelben Tonnen gesammelten und sortierten Kunststoffabfälle in Deutschland und zu einem geringen Anteil im europäischen Binnenmarkt verwertet wurden. Zudem verfüge der Grüne Punkt über eigene Recyclingkapazitäten in den beiden Werken der Systec Plastics in Hörstel (NRW) und Eisfeld (Thüringen), in die die Gruppe seit 2011 investiert hat und die sie weiterentwickelt und ausbaut.
Allerdings müssten für Kunststoffabfälle aus anderen Quellen, die bisher aus Deutschland und anderen Ländern nach China exportiert wurden, nun andere Verwertungswege gefunden werden. Dadurch blieben Rohstoffe im Land. Gerade bei geringen Qualitäten werde das Angebot wachsen. Hinzu kämen die steigenden Verwertungsanforderungen durch das Verpackungsgesetz: Die zu erreichende Kunststoffrecyclingquote steigt von derzeit 36 zunächst auf 58,5 Prozent (2019) und danach auf 63 Prozent (2022). „Die Menge an recycelten Kunststoffverpackungsabfällen könnte sich in wenigen Jahren verdoppeln“, glaubt Wiener. „Das macht Investitionen in Sortier- und Verwertungstechnik, aber auch in die Entwicklung von Absatzmärkten für recycelte Kunststoffe nötig.“
Betreiber von Sortieranlagen hätten bereits mit dem Bau mehrerer neuer Anlagen nach dem neuesten Stand der Technik begonnen. Auch in Verwertungstechnik werde investiert – und in neue Produkte: So habe der Grüne Punkt 2017 gemeinsam mit der „Recyclat-Initiative“ einen Deutschen Verpackungspreis für Reinigungsmittelflaschen aus 100 Prozent recyceltem Kunststoff erhalten sowie einen Deutschen Nachhaltigkeitspreis für sein Engagement für mehr Ressourceneffizienz durch Recycling. Doch hier seien weitere Anstrengungen notwendig, um Qualität, Quantität und Liefersicherheit der neuen, hochwertigen Rezyklate gewährleisten zu können. Die Investitionen würden für mehr Kapazität und eine höhere Produktivität sorgen. Dazu brauche es die Bereitschaft der Industrie, die Rezyklate auch einzusetzen.
„Allerdings ist die Akzeptanz der Industrie dafür, Recyclingkunststoff zu nutzen, noch stark ausbaufähig. Es braucht eine gemeinsame und rasche Anstrengung von Wirtschaft und Politik, um mehr Rezyklat einzusetzen“, fordert Wiener. Während Packstoffe wie Papier, Metall und Glas schon seit vielen Jahrzehnten im Kreislauf geführt würden, also immer wieder auch zur Herstellung von Verpackungen genutzt werden, stehe das beim Kunststoff noch aus. Kunststoffverpackungen würden weit überwiegend aus neuem Kunststoff hergestellt und von allen in Deutschland anfallenden Post-Consumer-Kunststoffabfällen (2015 ca. fünf Millionen Tonnen) würden laut einer Studie des Instituts Consultic nur etwa 37 Prozent einem Recycling zugeführt.
„Allein durch die Anpassung der Richtlinien für die öffentliche Beschaffung könnte die Politik hier viel erreichen“, glaubt Wiener. Zudem sparten Regranulate gegenüber neuem Kunststoff große Mengen an Treibhausgasen ein. „Würden die Treibhausgasemissionen – etwa durch eine Stärkung des Handels mit Emissionszertifikaten – in die Kunststoffherstellung eingepreist, so würden Regranulate einen deutlichen Kostenvorteil erhalten“, rechnet Wiener vor.