Gründe hierfür seien neben der zum Teil ausgeprägten Marktmacht einzelner Rohstoffländer auch die erhöhten politischen Risiken. Bei vielen Rohstoffen hätten sich in den vergangenen zwei Jahren die Beschaffungsrisiken sogar noch erhöht, daran hätten auch die gesunkenen Rohstoffpreise nichts geändert: 40 % der knapp 300 von der DERA untersuchten Rohstoffe und Zwischenprodukte wiesen hohe potenzielle Beschaffungsrisiken auf. Dazu zählten beispielsweise Hochtechnologiemetalle wie etwa Seltene Erden, Germanium, Platinmetalle und Gallium oder auch Stahlveredler wie Niob, Vanadium und Wolfram. Insbesondere bei der Weiterverarbeitung der Rohstoffe zeige die Neuauflage der Rohstoffliste eine deutliche Zunahme der Angebotskonzentration, beispielsweise bei der Produktion von Aluminium oder Stahl.
Die aktuellen Ergebnisse unterstrichen einmal mehr die Dominanz Chinas als wichtigstes Bergbauland, wichtigsten Raffinadeproduzent sowie als bedeutendsten Nettoexporteur von Zwischenprodukten. Das Monitoring zeige zudem, dass China beabsichtige, weite Teile der höheren Wertschöpfung mineralischer Rohstoffe im eigenen Land aufzubauen. Insbesondere bei der Weiterverarbeitung von zahlreichen Metallen sei es China im vergangenen Jahrzehnt gelungen, weitere Marktanteile zu gewinnen. Die aktuellen Produktionszahlen zeigten, dass sich dieser Trend auch in den letzten beiden Jahren fortgesetzt hbt. Als Beispiele dafür werden Gallium, Indium und Magnesium genannt, bei denen China seinen Marktanteil kontinuierlich ausgebaut habe und zum Teil deutlich mehr als 70 % des Marktes kontrolliere. Insgesamt belege das Land im Bereich der Bergwerksförderung bei fast der Hälfte aller untersuchten Rohstoffe den ersten Platz. Bei der Metallproduktion nehme China sogar bei 23 von 26 untersuchten Rohstoffen die führende Position ein.
China sei jedoch nicht der einzige Staat, der eine marktbeherrschende Stellung bei mineralischen Rohstoffen einnehme. Angebotskonzentrationen, sowohl bei der Bergwerksförderung, der Weiterverarbeitung als auch dem Handel, seien bei einer Reihe von Rohstoffen festzustellen. Beispiele seien die Produktion des Stahlveredlers Niob in Brasilien, die Förderung von Lithium in Australien und Chile oder der Export von Kobalterzen aus der DR Kongo.
„Für den Produktions- und Technologiestandort Deutschland bergen gerade die kleinen, stark konzentrierten Rohstoffmärkte erhöhte Risiken. Durch Wettbewerbsverzerrungen, Handelskonflikte, Spekulation, politische Maßnahmen oder Naturkatastrophen können potenzielle Beschaffungsrisiken schnell zu realen Preis- und Lieferproblemen werden“, so Dr. Torsten Brandenburg von der DERA. Jedes Unternehmen sollte geeignete Strategien und individuelle Lösungen entwickeln, um Beschaffungsrisiken in der Lieferkette zu identifizieren und den erforderlichen Rohstoffbezug mittel- und langfristig abzusichern. Im Rahmen des Risikomanagements empfiehlt die DERA den Einkaufs-, Produktions- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen, bei der Erfassung von betriebsinternen Rohstoffrisiken gemeinsam Ausweichstrategien zu erarbeiten.