Der Forschungsansatz basiert auf einem vakuumbasierten Abwassersystem, mit dem sich Lebensmittelreste absaugen lassen, als Ergänzung zum CIP-System (Clean-in-place). Dadurch werde weniger Wasser für Säuberungszwecke benötigt und der Gesamtwasserverbrauch eines Unternehmens reduziert.
Das Prinzip dahinter sei nicht neu, erklärt Projektleiter Dr. Christoph Glasner, Abteilung Biomasse- und Reststoffnutzung bei Fraunhofer Umsicht: „Die Vakuumtechnologie wird beispielsweise schon im Bereich der Hausentwässerung angewandt.“ In der Lebensmittelindustrie habe über den Einsatz dieses Systems allerdings noch niemand nachgedacht.
Neben der Reduzierung des Wasserverbrauchs werde im Projekt „Bio Suck“ noch ein weiteres Ziel verfolgt: Die bioenergetische Verwertung von Abfällen aus der Lebensmittelindustrie. Der über Vakuumröhren hygienisch transportierte und konzentrierte Abfall biete sich für weitere Nutzungswege an. Zum Beispiel ließe sich dieser mit Verfahren wie der Hydrothermalen Carbonisierung (HTC) in Biokohle umwandeln. Abhängig von der jeweiligen Zusammensetzung sei auch ein Recycling der Abfallprodukte als Nährstoffquelle oder Futtermittel möglich.
Am Ende des Projekts steht die Entwicklung eines Entscheidungshilfesystems (Decision Support System). Dieses soll für verschiedene Bereiche der Lebensmittelindustrie (Getränke, Milchprodukte, Fleisch, Fisch, usw.) gezielt Fragen beantworten, wie: Wo ist die Installation von Vakuumleitungen zur Abfalltrennung umsetzbar? Was könnte ein sinnvoller Verwertungsweg für die aufkonzentrierten Abfallfraktionen sein (Biogas vs. Bioethanol vs. Biokohle)? Und um wie viel lässt sich im Rahmen der Abfalltrennung die Abwassermenge reduzieren und welche Kostenreduktion bedeutet das?
„Unser Ziel ist es, das Entscheidungshilfesystem in der Lebensmittelindustrie zu etablieren, und auf diese Weise bestehende Prozesse nachhaltiger zu gestalten“, sagt Glasner.
Im Rahmen ihrer bisherigen Arbeit haben die Forscher die Abfallströme gängiger Lebensmittelindustrien untersucht, erfasst, gemessen und ihre Zusammensetzung analysiert. Basierend auf diesen Ergebnissen soll im nächsten Schritt eine Testanlage zur Abfallkonzentrierung durch Vakuumtechnologie konstruiert werden, mit der die praktische Anwendung im kleinen Maßstab simuliert wird. Die Fallstudien mit der Testanlage starten in der zweiten Jahreshälfte 2016.
Mehr zum Projekt gibt es auf der Ifat in Halle A.5, Stand Nr. 217/316.