ERPA-Präsidentin Merja Helander als Repräsentantin für die nordeuropäischen Länder beschrieb Finnland etwa als einen gut ausbalancierten Markt, dessen weitere Entwicklung durchaus positiv sei. Zudem erwähnte sie die Herstellerverantwortung faser-basierende Verpackungen ab 2016. Dadurch werde es zu Veränderungen bei der Sammlung kommen, zudem werden die Kosten für die Hersteller steigen. Auch Schweden bescheinigte Helander eine stabile Nachfrage. Größere Mengen von Sorten, die nicht unter die Herstellerverantwortung fallen, seien exportiert worden. Generell sei in Skandinavien die Nachfrage nach Papier gerade sehr hoch.
Dominique Maguin, ehemaliger Präsident der Papier-Sparte und aktueller Euric-Präsident, berichtete über den westeuropäischen Markt. Die Preise in Frankreich seien stabil und lägen zudem über dem Vorjahr. Die Nachfrage nach Wellpappe bezeichnete er für Gesamteuropa als hoch, da die Papierfabriken volle Auftragsbücher hätten. Die Nachfrage aus China habe nachgelassen, was sich auch negativ auf die europäischen Exportpreise auswirke. In Deutschland und Großbritannien gäbe es zudem eine Zunahme von Qualitätskontrollen.
Südeuropa sei deutlich stärker von der geringeren Nachfrage aus China betroffen, führte Mauguin weiter aus. So lägen in Spanien die Exportpreise unter den inländischen Preisen. Die Lager der Papierfabriken seien besser gefüllt als üblich, zudem seien die Fabriken weniger nachsichtig im Bezug auf die Qualität. In Italien hätten hingegen die Papierfabriken ihre üblichen Wartungsperioden verkürzt, um die hohe Nachfrage bewältigen zu können. Während die inländischen Preise sich gut entwickelten, hätten die Preise für Lieferungen nach Asien nachgegeben – auch hier als Reaktion auf die wirtschaftliche Situation in China.
Die positiven Erwartungen für die Tschechische Republik haben sich laut Lars-Gunnar Almryd, Vizepräsident der Papier-Sparte, erfüllt. Die Papierproduktion sei um 16 Prozent gestiegen, auch die Nachfrage wuchs um 3 Prozent aufgrund der Erholung der Tschechischen Wirtschaft. Dementsprechend stieg auch die Erfassung, sogar um 20 Prozent. Auch in der Türkei sei die Nachfrage nach Recyclingpapier gestiegen. Die schwache türkische Lira und gestiegene Exportpreise machten es den türkischen Papierfabriken leichter, ihre Produkte zu verkaufen.
Einen Überblick über die Altpapierentsorgung in Ungarn gab Balasz Mako von P.M.R.. Er berichtete, dass erst nach dem politischen Systemwechsel von 1990 eine privatwirtschaftliche Entsorgung begonnen habe. Das Abfallgesetz von 2000 sah dann eine gemeinsame Koordination der getrennten Sammlung durch Kommunen und private Entsorger vor. Das neue Abfallgesetz von 2013 bezeichnete Mako als „nicht eindeutig kommunalfreundlich“. Er zeigte zudem auf, dass die kommunale Sammlung in Ungarn nicht einmal 10 Prozent der Verpackungsabfallmenge erfasst. Die haushaltsnahe Sammlung habe sich in der Vergangenheit als wenig effizient erwiesen. Erst seit 2003 sei es durch EU-Subventionen und staatliche Investitionen zu einer Verbesserung gekommen. Bis 2008 stieg die Zahl von Sammelinseln und Abfallhöfen von einigen hundert auf über 4.000 an. Seit 2005 erreicht Ungarn bei der Altpapiersammlung die von der EU vorgegebene Wiederverwendungsquote. Vor allem die Schließung von etwa zwei Drittel aller Deponien habe einen positiven Effekt gehabt, so Mako.
Seit 2013 gäbe es in Ungarn einen Trend zur Rekommunalisierung, führte Mako weiter. Unternehmen dürfen keine Gewinne mehr machen, zudem müssten mindestens 51 Prozent Eigentum der Selbstverwaltung oder des Staates sein. Dies habe dazu geführt, dass zahlreiche namhafte Entsorger vor allem aus Deutschland und Österreich sich aus dem Markt zurückziehen mussten. Nachdem bis 2012 nahezu keine Zusammenarbeit zwischen den kommunalen Gesellschaften und der Privatwirtschaft stattgefunden habe, hätte sich die Lage inzwischen wieder beruhigt, so Mako. Die kommunalen Gesellschaften sähen sich zahlreichen wichtigeren Problemen gegenüber als der Wertstofferfassung. Zudem seien sie auf das Know-how aus der Privatwirtschaft angewiesen.