„Wir blicken auf turbulente sechs Monate für das Kunststoffrecycling in diesem Jahr zurück“, erklärte Dr. Thomas Probst, bvse-Experte für das Kunststoffrecycling. Euro-Schwäche, niedriger Ölpreis und nicht zuletzt zu wenig und qualitativ inakzeptabler Input haben den Markt in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in Atem gehalten. Von den Kunststoffrecyclern wird nach wie vor beklagt, dass zu geringe Verarbeitungsmengen für die Kunststoffrecyclinganlagen in Deutschland verfügbar sind. Die qualitativ guten Mengen werden von dualen Systemen in eigenen Anlagen verarbeitet, ins Ausland abgesteuert und die noch verbleibenden Mengen sind häufig von minderer Qualität und stehen in scharfer Konkurrenz mit Verbrennungsanlagen.
Als nach wie vor schwierig bezeichnete Probst den Umgang der dualen Systeme mit der Qualitätsproblematik. Neutrale Sortieranalysen, die über Jahre hinweg durchgeführt wurden, zeigen, dass der Anteil mangelhafter (nicht spezifikationsgerechter) Mischkunststofflieferungen auf 94 % (Daten aus 2013) angestiegen ist. Diese mangelhaften Lieferungen, mit denen die Kunststoffrecycler schwer zu kämpfen haben, weisen einen Störstoffanteil von über 15 % aus. Die jährliche bvse-Branchenumfrage hat dazu ergeben, dass 62 % der im bvse organisierten Kunststoffrecycler mit weiter deutlichen Verschlechterungen bei den angebotenen Kunststoffqualitäten rechnen.
Die im Markt angebotenen Sortierqualitäten entsprechen nicht den bestehenden Qualitätsvorgaben. Um aber an der häufig und offensichtlich schlechten Qualität etwas zu ändern, müssten die Kunststoffrecyclingunternehmen nicht nur unentwegt prüfen, sondern auch rügen und Lieferungen zurückgehen lassen. Angesichts der Vielzahl der mangelhaften Lieferungen ist das rein faktisch jedoch gar nicht möglich, da die Recyclingunternehmen ansonsten Gefahr liefen, die Anlagen mangels Input nicht mehr betreiben zu können, wie Probst ausführte. Von daher fordert der bvse die dualen Systeme auf, dafür Sorge zu tragen, dass die vertraglich zugesicherten Qualitäten auch geliefert werden. „Dies kann und darf aber nicht zu Lasten der Sortierer geschehen, die unter einem ungeheuren Margendruck stehen. Eine vernünftige Qualität hat nun einmal auch seinen Preis“, betonte Probst.
Positiv hielt der bvse in seiner Halbjahresbilanz fest, dass der von den Kunststoffrecyclern befürchtete „worst case“ nicht stattfand. Die von den dualen Systemen angekündigten Mengenkürzungen für die Kunststoffrecycler werden in 2015 nicht wirksam. „Das ist erfreulich und lässt eine deutlich verbesserte Perspektive für das Recycling von Verpackungskunststoffen in Deutschland erwarten“, stellte Dr. Thomas Probst abschließend fest.