Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und die Deutsche Rohstoffagentur würdigen mit dieser Auszeichnung besondere Beiträge zur Sicherung der Rohstoffversorgung. Das Forscherteam hatte darüber hinaus mit dieser Innovation das Finale in der Bewerbung um den Otto von Guericke-Preis der AiF Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen erreicht. Der Preis wird einmal im Jahr für herausragende Leistungen der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert. Die vorwettbewerbliche IGF wird im Innovationsnetzwerk der AiF und ihrer 100 Forschungsvereinigungen organisiert und vom BMWi mit öffentlichen Mitteln gefördert.
Neben Elektroschrott stellen industrielle Prozess- und Abwässer eine wichtige Wertmetallquelle dar. „Wegen der zu geringen Konzentration war es bisher schwer möglich, diese wertvolle Fracht mit konventionellen Methoden herauszufiltern. Vielfach lohnte sich auch der Aufwand nicht“, beschreiben die Wissenschaftler die bisherige Situation. Ziel des Forschungsvorhabens war es daher, mittels eines textilen Adsorbermaterials die relevanten Metalle zu isolieren und zurückzugewinnen.
In dem ausgezeichneten IGF-Vorhaben – organisiert von den AiF-Mitgliedern Institut für Energie- und Umwelttechnik (IUTA) und Forschungskuratorium Textil (FKT) – fixierten Opwis und Grüning zunächst Polyelektrolyte an verschiedenen Textilien. Diese Moleküle sind in der Lage, aus bestimmten Lösungen Wertmetalle „herauszufischen“. Mit Hilfe von Polyesterstoff konnten die Forscher – zunächst im Labormaßstab – unterschiedliche Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und Palladium binden. Das Verfahren wurde in einem weiteren Schritt praxistauglich umgesetzt: Es gelang, aus mehreren hundert Litern Abwässer der Leiterplattenindustrie pro Kilogramm Textil 20 Gramm Palladium zurückzugewinnen.
Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens lassen viele weitere Anwendungsmöglichkeiten des innovativen Adsorbertextils erkennen. Insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen der deutschen Textilindustrie ist es möglich, mit geringem Aufwand ein textiles Spezialprodukt herzustellen und entsprechend zu vermarkten. Für mittelständische Unternehmen der metallverarbeitenden Industrie besteht ein Anreiz, mit Hilfe des Textilmaterials auch aus niedrigkonzentrierten Reststofflösungen hochwertige Metalle zurückzugewinnen, gegebenenfalls sogar dort, wo sich eine Aufbereitung bisher mit konventionellen Methoden nicht lohnte oder unmöglich war. Die mittelstandsgeprägte Branche des Anlagebaus zieht ebenfalls großen Nutzen aus dem IGF-Projekt, beispielsweise durch die Konstruktion stationärer Filtermodule bei industriellen Anwendern.