„Die neue Gewerbeabfallverordnung muss einen klaren Vorrang des Recyclings vor der Verbrennung beinhalten. Der zweite Baustein ist ein striktes Vorbehandlungsgebot für Abfälle und der dritte Baustein sind deutlich höhere Kunststoff-Recyclingquoten über alle Produktgruppen hinweg“, führte der Vizepräsident des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) weiter aus.
Hintergrund der Initiative ist, dass die Politik nach Ansicht des Verbandes von falschen Prämissen ausgeht. Snell verwies dabei auf die Auswertungen der aktuellen Consultic-Studie. Dort sei dokumentiert, dass die Verbrennungsanteile seit Jahren auf Kosten des Kunststoff-Recyclings stetig steigen. Doch anstatt hier energisch gegenzusteuern „wird versucht, den meist kommunalen Verbrennungsanlagen, Kunststoffe weiter als Brennmaterial zuzuschustern“, sagte Snell.
Wegen der bestehenden Überkapazitäten bei der Verbrennung befänden sich die Verbrennungspreise im Keller. Auf den Spotmärkten würden teilweise kaum mehr als 30 Euro pro Tonne für die Verbrennung verlangt. Bei diesen Niedrigstpreisen lohne sich eine Sortierung, Vorbehandlung und das anschließende Recycling aber nicht mehr. Folge ist, so der bvse, dass immer mehr Kunststoffe in der Verbrennung und nicht in den Recyclinganlagen landen.
Besonders betroffen von den Verbrennungsüberkapazitäten seien die Mischkunststofffraktionen. Obwohl in den letzten Jahren hier technisch enorme Fortschritte hinsichtlich der Aufbereitung, des Recyclings und der Anwendungsbereiche im Produktbereich gemacht worden seien, würden die Recyclinganlagen unter dieser künstlich verzerrten Wettbewerbssituation leiden.
Neben den rechtlichen Rahmenbedingungen müsse daher auch bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen „der Hebel schleunigst umgelegt werden“, forderte Herbert Snell. „Solange wir erhebliche Überkapazitäten im Verbrennungsbereich haben, wird der Verbrennungsanteil auch in Zukunft weiter steigen. Von daher muss ein wichtiges politisches Ziel sein, keine neuen Verbrennungskapazitäten mehr aufzubauen und die vorhandenen schrittweise zu reduzieren.“