Stromerzeugung aus Biomasse boomt – nur nicht in Deutschland

Weltweit werden in den kommenden fünf Jahren so viele Biomassekraftwerke wie noch nie gebaut. Das erwartet das Beratungsunternehmen ecoprog. Demnach sollen 820 Anlagen mit einer Leistung von 12.500 Megawatt errichtet werden. In Deutschland hingegen sei der Biomasse-Boom ausgerechnet vor dem Hintergrund der Energiewende vorbei.

Die energetische Nutzung von fester Biomasse, wie etwa Holz, erlebt laut der neuen ecoprog-Studie „Biomass to Energy 2012/2013 – Der Weltmarkt für Biomassekraftwerke“ in den kommenden Jahren ein noch nie dagewesenes Wachstum. Aktuell seien weltweit über 2.200 Biomassekraftwerke in Betrieb. Diese verfügten über eine Leistung von zusammen rund 32.000 Megawatt. Alleine in Europa gebe es mehr als 1.100 aktive Biomassekraftwerke. Hinzu kämen über 130 Kohlekraftwerke, die Biomasse mitverbrennen.

In den vergangenen fünf Jahren gingen laut ecoprog weltweit pro Jahr rund 150 Biomassekraftwerke in Betrieb, jedes davon mit einer durchschnittlichen Leistung von 11 Megawatt. „Das ist so viel wie nie zuvor“, heißt es in der Studie. Doch dieses Wachstum steige noch weiter: Bis 2016 würden es pro Jahr 165 Anlagen mit einer durchschnittlichen Leistung von über 15 Megawatt sein. Die Investitionen in Neubau und Instandhaltung von Biomassekraftwerken würden von derzeit 10 auf über 14 Milliarden Euro pro Jahr steigen.

In Deutschland ist der Boom vorbei

In Deutschland allerdings ist der Biomasse-Boom vorbei. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Neuanlagen stetig gesunken. Derzeit seien knapp 270 Biomassekraftwerke mit einer Kapazität von knapp 1.400 Megawatt in Betrieb. Bis 2016 werde sich diese Leistung nur um etwa 11 Prozent erhöhen. Zwar würden weitere 50 zusätzliche Kraftwerke errichtet, diese seien aber mit durchschnittlichen Anlagengrößen unter 3 Megawatt kleiner als in der Vergangenheit.

Die Gunststandorte in Deutschland – wie es ecoprog ausdrückt – sind weitgehend erschlossen. Nach zwölf Jahren Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gebe es in jeder Papierfabrik und in jedem großen Sägewerk ein Biomassekraftwerk. Platz für neue Anlagen sei somit rar. Weiteres Wachstum sei nur durch die Förderung neuer Arten von Biomasse, etwa Stroh, möglich. „In Deutschland wird zusätzliche Biomasse nur genutzt werden, wenn die Förderung pro Kilowattstunde steigt“, sagt Mark Döing, Geschäftsführer der ecoprog GmbH. „Allerdings ist das angesichts der aktuellen Diskussion um die EEG-Umlage unrealistisch. Bei der Energiewende wird die Nutzung fester Biomasse keine entscheidende Rolle spielen.“

In anderen Ländern Europas habe der Biomasse-Boom gerade erst begonnen. Hier wachse der Anlagenbestand in den nächsten fünf Jahren um über 300 Anlagen mit einer Leistung von mehr als 4.500 Megawatt.

Außerhalb Europas gibt es laut ecoprog die meisten Biomassekraftwerke in Brasilien, China und Indien. InChina und Indien werde der Biomassestrom subventioniert, in Brasilien nutzten rund 430 Ethanol- und Zuckerfabriken die eigene Bagasse auch zur Stromversorgung. In den USA und Kanada existierten nur wenige, dafür aber große Biomassekraftwerke. Bei Anlagenzahl und Kapazitäten werde Asien bis 2016 Europa als führenden Markt ablösen, erwarten die Marktanalysten von ecoprog. Die Investitionen aber bleiben in Europa aufgrund des höheren Ausbaustandards am höchsten.

 

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