Der Sachverständige Olaf Tschimpke betonte bei der Anhörung unter dem Titel „Elektroschrott – Rohstoff der Zukunft“, in einem rohstoffarmen Land wie der Bundesrepublik sei das Recycling von Elektromüll auch industriepolitisch wichtig, wie es in einer Mitteilung des Deutschen Bundestags dazu heißt.
Tschimpke kritisierte auch den hohen Materialverbrauch bei der Computerherstellung, der damit zu tun habe, dass bei diesen Geräten von vornherein eine nur begrenzte Lebensdauer konzipiert werde, dass die Produktzyklen immer kürzer würden und dass ein Neukauf oft preisgünstiger sei als eine Reparatur. Die Rückgabe ausgedienter Laptops, Rechner oder Handys sei mit zu viel Aufwand verbunden. Der Präsident des Naturschutzbundes: „Die IT-Branche leistet sich noch viel, was sich andere Sektoren nicht mehr leisten können.“
Der Sachverständige appellierte an die Unternehmen, stärker ihrer Produzentenverantwortung gerecht zu werden und den Herstellungsprozess unter ökologischen und sozialen Aspekten zu verbessern. Er plädierte dafür, die Verbraucherinformation auszubauen und finanzielle Anreize für die Rücknahme ausrangierter Geräte ins Auge zu fassen. In höherem Maße als bislang müssten Computer reparaturfähig werden.
Bestimmte Elektrogeräte besser mieten und nicht kaufen
Tschimpke forderte, künftig solle bei solchen Geräten eine Mindestquote für recycelbare Materialien festgelegt werden. Nötig sei ebenfalls, den illegalen Export von Elektroschrott aus der EU etwa in afrikanische Länder effizienter zu unterbinden, die entsprechenden EU-Vorgaben müssten nun in die Praxis umgesetzt werden. Im Interesse einer Verminderung des Materialverbrauchs im Produktionsprozess brachte der Sachverständige die Idee ins Spiel, die Bürger zu animieren, bestimmte Geräte nicht zu kaufen, sondern lediglich bei Bedarf zu mieten. Sinnvoll könne dies beispielsweise bei Bohrmaschinen sein, die nur sehr selten genutzt würden.
Der Vizevorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung, eines Beratungsgremiums der Regierung, rief bei der Anhörung dazu auf, Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien wie auch afrikanische Staaten beim Aufbau einer Kreislaufwirtschaft zu unterstützen. Mit der Vorführung des Films „Behind the screen – Das Leben meines Computers“, der sich kritisch mit den sozialen und ökologischen Aspekten der Herstellung solche Geräte auseinandersetzt, sollte die Veranstaltung einen Beitrag dazu leisten, Bürger und Politik bei diesem Thema „aus der Gedankenlosigkeit zu reißen“, so Jung.