2011 wurden laut Wirtschaftsvereinigung Stahl in Deutschland 44,3 Millionen Tonnen Rohstahl hergestellt. Im bisherigen Jahresverlauf unterschreitet die Erzeugung den Vorjahreszeitraum um 5 Prozent.
„Ursächlich für die Prognose-Revision ist, dass die Konjunktur stärker als erwartet von der Staatsschuldenkrise im Euro-Raum in Mitleidenschaft gezogen wird“, erläutert Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl in Düsseldorf. Einerseits hätten sich zuletzt insbesondere die Auftragseingänge bei den Investitionsgüterherstellern in Deutschland verhalten entwickelt, andererseits seien Händler und Verarbeiter weiterhin bestrebt, ihre Lagerbestände gering zu halten beziehungsweise nach unten zu fahren. Beides belaste gegenwärtig die Stahlnachfrage. Die Eintrübung der Stimmungswerte in wichtigen Abnehmersektoren deute zudem darauf hin, dass nicht unmittelbar mit einer konjunkturellen Trendwende zu rechnen sei.
„Die neue Prognose impliziert, dass im vierten Quartal eine Bodenbildung stattfindet“, so der Verbandspräsident. Diese Erwartung werde auch dadurch gestützt, dass die Auftragseingänge bei Walzstahl, die zwischen November und Mai fast durchgängig im Jahresvergleich gefallen waren, im Juni/Juli im Mittel um 6 Prozent zulegen konnten. Auch das vom Münchner Konjunkturforschungsinstitut ermittelte ifo-Geschäftsklima sei in der Stahlindustrie im August wieder leicht gestiegen, nachdem es zuvor vier Mal in Folge gesunken war. Der konjunkturelle Gegenwind sei gleichwohl nach wie vor beträchtlich.
Im internationalen Vergleich bleiben Stahlproduktion und Stahlnachfrage auf relativ hohem Niveau. Zwar werde das Marktvolumen mit Walzstahlerzeugnissen in diesem Jahr um etwa 5 Prozent auf rund 39 Millionen Tonnen sinken, was jedoch über dem langfristigen Durchschnitt liegt. Das hohe Niveau von 2006 werde nur um 3 Prozent unterschritten. In der EU insgesamt beläuft sich der Rückstand dagegen auf über 20 Prozent. Die Kapazitätsauslastung in Deutschland dürfte auf der Rohstahlseite in diesem Jahr bei knapp 85 Prozent auskommen, verglichen mit unter 80 Prozent weltweit.