Derzeit zahlt ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt 149,67 Euro an Müllgebühren. Und das Haus- und Sperrmüllaufkommen in Baden-Württemberg lag in 2011 mit 144 Kilogramm/Einwohner beinahe auf dem historischen Tiefstand von 2008 (143 kg/Einwohner).
Umweltminister Franz Untersteller bezeichnete diese beiden wichtigen Kennzahlen als „großen Erfolg“, „damit wird die bundesweite Spitzenstellung der baden-württembergischen Abfallwirtschaft untermauert.“
Parallel zur Senkung der Durchschnittsgebühren sei die Verwertung von Abfällen im Land insgesamt gestiegen, erläuterte Untersteller: „Das zeigt erneut, dass eine national wie international als vorbildlich angesehene Abfallwirtschaft nicht gleichzeitig eine teure Abfallwirtschaft sein muss. Auf diesem Weg müssen wir in den kommenden Jahren noch weiter vorankommen und die Quote der Verwertung von Abfällen stetig erhöhen.“
Insgesamt sind 2011 in Baden-Württemberg 1,55 Millionen Tonnen Haus- und Sperrmüll angefallen, zusammen mit Bioabfällen und erfassten Wertstoffen waren es rund 3,8 Millionen Tonnen Hausabfälle. Die Gesamtmenge der kommunalen Abfälle in den Stadt- und Landkreisen belief sich vergangenes Jahr auf 11 Millionen Tonnen. Zwei Jahrzehnte zuvor waren es noch über 30 Millionen Tonnen.
Grund für diese drastische Reduzierung seien eine bessere Trennung (bei Haus- und Sperrmüll, Gewerbeabfällen, Baumassenabfällen), eine bessere Bioabfallerfassung und eine bessere Wertabschöpfung gewesen, sagte der Umweltminister.
Im Kreisvergleich liegt 2011 der ländlich geprägte Landkreis Freudenstadt mit 63 Kilogramm Haus- und Sperrmüll/Einwohner an erster Stelle. Am Ende der Tabelle steht die Stadt Mannheim mit 247 Kilogramm/Einwohner. Untersteller verwies aber darauf, dass die Daten nicht so ohne weiteres vergleichbar seien. Die aktuellen Rahmenbedingungen des örtlichen Abfallsystems müssten jeweils berücksichtigt werden.
Ausgehend von der Abfallbilanz 2011 formulierte der Umweltminister die vorrangigen Ziele der Abfallwirtschaft für die kommenden Jahre: „Es geht um nichts weniger, als um die Neuaufstellung der Abfallwirtschaft als Ressourcenwirtschaft. Für unseren Wirtschaftsstandort, für den Klimaschutz und für weiterhin günstige Gebühren für Bürgerinnen und Bürger!“
Im Focus der nächsten Jahre stehe vor allem die energetische Nutzung von Bio- und Grünabfällen. Mit der Ausschöpfung des Potenzials in diesem Bereich, rechnete Untersteller vor, könnten zu den heute bereits gewonnenen 150 Gigawattstunden Strom aus Bio- und Grünabfällen weitere 660 Gigawattstunden kommen. Das entspreche dem Strombedarf von 190.000 Haushalten.
„Wir dürfen Potenziale nicht verschenken“, betonte der Umweltminister, „das gilt für die mögliche energetische Nutzung von Abfällen ebenso wie für die Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe wie Phosphor oder Neodym. Das eine kann man aus Klärschlamm gewinnen, das andere findet man in Elektro- beziehungsweise in Elektronikgeräten.“
Als Beispiel für die Rückgewinnung nannte Untersteller eine Kläranlage in Offenburg, die als Vorbild diene für weitere Anlagen zur Phosphorrückgewinnung. „Wenn wir unsere Technologie ausbauen, können wir über 50 Prozent des Phosphorverbrauchs im Land aus dem Abfallprodukt Klärschlamm gewinnen. Damit machen wir uns von Rohstoffimporten aus dem Ausland unabhängiger und koppeln uns auch von einer Preisentwicklung ab, die unweigerlich nach oben führt.“
Als Fazit und Ausblick gleichermaßen sagte der Umweltminister: „Wir sprechen heute zwar immer noch oft von Abfallwirtschaft. Aber der Begriff und die damit verbundene Form des Umgangs mit Abfall sind eindeutig von gestern. Wenn wir Zukunft sichern wollen, müssen wir stattdessen in den kommenden Jahren das System der Kreislaufwirtschaft stetig verbessern: Beseitigung gegen null, Verwertung Richtung 100 Prozent.“