Deutsche Solarindustrie unter großem Anpassungsdruck

Die Investitionen in erneuerbare Energien sind 2011 weltweit um 17 Prozent auf einen neuen Rekord von 257 Milliarden US-Dollar gestiegen. Gleichzeitig gibt es einen enormen Strukturwandel in diesem Bereich. Das geht aus einem neuen Report der Frankfurt School hervor. Auch die deutsche Solarindustrie sei erheblich unter Anpassungsdruck geraten.

Deutschland verbleibe mit einem Investitionsvolumen von 31 Milliarden US-Dollar im Gesamtranking aller Länder auf Platz drei, obwohl die Investitionen gegenüber dem Jahr 2010 um zwölf Prozent gesunken sind, wie es im „Global Trends in Renewable Energy Investment“-Report (GTR) zu lesen ist, den die Experten des Frankfurt School – UNEP Collaborating Centre for Climate & Sustainable Energy Finance und Bloomberg New Energy Finance an der Frankfurt School of Finance & Management vorgestellt haben.

Ein Hauptgrund seien fallende Investitionen in kleine dezentrale Projekte um 20 Prozent auf 20 Milliarden US-Dollar. Ursachen für den Rückgang lägen in den fallenden Preisen pro Installierter PV-Leistung sowie den sinkenden Einspeisetarifen im Rahmen der Anpassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes.

Wettbewerbsfähige Angebote asiatischer Unternehmen hätten die Kosten von Photovoltaik-Modulen um etwa die Hälfte und die Kosten von Onshore-Wind-Turbinen um etwa zehn Prozent gesenkt. „Dies und die deutliche Anpassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes haben unter anderem zu Insolvenzen (Solon, Solar Millenium und Q-Cells) und Standortschließungen großer Firmen aus Deutschland und den USA geführt. Sehr bedauerlich ist, wenn ein solcher Strukturwandel dann auch Pionierfirmen trifft“, erklärt Karlheinz Knickel, Leiter des FS – UNEP Collaborating Centre for Climate & Sustainable Energy Finance an der Frankfurt School.

„Politik nimmt zu Recht den Fuß vom Gas bei den Solar-Einspeisetarifen“

„China ist Spitzenreiter bei den Investitionen in Erneuerbare Energien und zunehmend auch im Technologieexport“, ergänzt Ulf Moslener, Professor für Sustainable Energy Finance an der Frankfurt School. „Indien weist mit einem Plus von 62 Prozent die höchste Wachstumsrate bei den Investitionen in Erneuerbare Energien auf.“

Doch Moslener sieht für Deutschland weiter Potenzial in der Erneuerbare-Energien-Branche: „Wir sind in vielerlei Hinsicht immer noch Spitzenreiter, die deutschen Unternehmen sind enorm innovationsstark. Unser Know-how und unsere Ingenieurdienstleistungen sind weiter international gefragt. Die Politik hierzulande nimmt zu Recht etwas den Fuß vom Gas bei den Solar-Einspeisetarifen.“

Für die deutsche Wirtschaft sei es jetzt wichtiger, ihre Stärken auszuspielen – und nicht in Billigproduktion einzusteigen. Spitzentechnologie, Ingenieurskunst und Konzepte seien der Weg nach vorne. „Hier kann die Politik sicher hilfreiche Rahmenbedingungen setzen“, so Moslener.

„Die Investitionen und die Investitionszuwächse in erneuerbare Energien sind beträchtlich“, betont Knickel. „Wenn wir große Wasserkraftwerke außen vor lassen, werden insgesamt bisher nur sechs Prozent der weltweiten Elektrizitätserzeugung aus Erneuerbaren produziert.“ Damit könne man sich, um die vereinbarten Klimaziele zu erreichen, nicht zufrieden geben, so der Leiter des FS UNEP Centre abschließend.

Der Report steht auf der FS UNEP Centre-Website
http://fs-unep-centre.org/

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