Österreichs Zellstoff- und Papierindustrie bekam 2011 demnach wenig vom Aufschwung zu spüren. „Unsere Einschätzung für 2011 hat sich als richtig erwiesen – die Unternehmen mussten der neuerlichen Eintrübung des internationalen Konjunkturumfeldes und der damit verbundenen rückläufigen Nachfrage vor allem im zweiten Halbjahr Tribut zollen“, sagte Wolfgang Pfarl, Präsident der Austropapier. „Zusätzlich hinterlassen hohe Rohstoff-und Energiekosten deutliche Spuren und ließen die Ergebnisse der Unternehmen kaum vorankommen.“
Die schwungvolle Dynamik des Aufschwungs 2010 habe sich im Vorjahr nicht fortgesetzt. Auch im schwierigen Jahr 2012 sieht der Austropapier-Präsident große Herausforderungen und keinen Grund zur Euphorie, allenfalls im zweiten Halbjahr eine leichte Verbesserung des gesamtwirtschaftlichen Umfeldes. Erhebliche Risiken blieben vor allem die hohe Staatsverschuldung in der Eurozone und der steigende Ölpreis. Daneben würden sich auch die Budgetsanierungspakete dämpfend auswirken. Dennoch stünden viele Betriebe aufgrund ihrer ökonomischen Leistungsfähigkeit und ihrer unternehmerischen Exzellenz besser da als in vielen anderen Ländern. Dies helfe ihnen dabei, das schwierige konjunkturelle Fahrwasser unbeschadet zu durchkreuzen und Kurs auf neue Ziele zu setzen, so Pfarl. „Sie sind dabei weiterhin auf rigoroses Kostenmanagement angewiesen und benötigen möglichst flexible Arbeitszeitmodelle“, beschrieb er den langen Weg der Branche zum Aufschwung.
Auch in der Umsatz- und Mengenentwicklung zeigte sich 2011 als Jahr mit zwei Gesichtern. „Die Branche steigerte zwar aufgrund teils verbesserter Erlöse ihren Gesamtumsatz um über 6 Prozent auf 4,02 Milliarden Euro und erzielte damit einen neuen Höchstwert. Da aber wichtige Vorkosten – vor allem die Rohstoffe Zellstoff, Altpapier und Holz – deutlich anstiegen und preisliche „all-time-highs“ erreichten, konnten die Ergebnisse vieler Unternehmen mit der positiven Umsatzentwicklung nicht Schritt halten“, erklärte Austropapier-Vizepräsident DI Christian Skilich, Operations Director von Mondi Europe & International.
Die Betriebe hätten sich daher mit ihren Investitionen im Inland neuerlich stark zurückgehalten. Diese hätten 2011 mit 110 Millionen Euro zum siebenten Mal in Folge deutlich unter dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre gelegen. Krisenjahre, Überkapazitäten und unsichere Rahmenbedingungen, etwa in der Energiepolitik, hätten sich deutlich negativ auf die Investitionsquote ausgewirkt. Auch 2012 werde der in Europa mittelfristig schwache Papiermarkt keine großen neuen Impulse setzen, erwartet Skilich. Investitionsschwerpunkte der Branche in Österreich blieben vorerst die Rohstoff- und Energieversorgung.