In Deutschland belaufen sich die Kapazitäten zur Verbrennung von Abfällen und Ersatzbrennstoffen auf rund 27,5 Millionen Tonnen jährlich. Davon entfallen nach Angaben des Umweltbundesamtes 19,6 Millionen Tonnen auf die Müllverbrennung. Weitere 5,5 Millionen Tonnen stehen für EBS-Kraftwerke zur Verfügung, ferner 2,4 Millionen Tonnen für die Mitverbrennung.
Die Abfallverbrennung erzeugte nach Angaben von Carsten Spohn, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland (ITAD), im Jahr 2009 eine Strommenge von rund 7,6 Millionen MWh und eine exportierte Wärmemenge von etwa 14,1 Millionen MWh. Wie Faulstich hervorhebt, relativiert sich diese Bilanz angesichts der im Landesdurchschnitt geringen elektrischen Wirkungsgrade (10 Prozent) sowie der thermischen Wirkungsgrade (30 Prozent) der Anlagen. So würden von den 69 in Deutschland installierten Anlagen nur 50 im KWK-Betrieb geführt. In zehn Anlagen werde ausschließlich Strom erzeugt, während in weiteren neun Anlagen nur Fernwärme beziehungsweise Prozessdampf erzeugt werde. „Die Energieauskopplung könnte daher bei entsprechend optimierter Betriebsweise noch erheblich gesteigert werden“, so Faulstich.
Vor allem bei der Steigerung der Wärmeauskopplung gebe es noch erhebliche Optimierungspotenziale. Der Sachverständige führt hierfür den weiteren Ausbau von Fernwärmenetzen an, ferner die Ansiedlung von Wärmeabnehmern im Umfeld der Anlagen, die Nutzung von Niedertemperaturabwärme, den Einsatz von mobilen Wärmespeichern sowie die Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung.
Für Ersatzbrennstoff-Kraftwerke geht Faulstich von vier Millionen MWh erzeugter Strommenge aus. Die erzeugte Wärmemenge belaufe sich bei einem unterstellten durchschnittlichen thermischen Wirkungsgrad von 42 Prozent auf 9-10 Millionen MWh, wobei die tatsächlich genutzte Wärmemenge erheblich geringer ausfallen werde. In Zementwerken wurden nach den Zahlen des Vereins Deutscher Zementwerke (VDZ) im Jahr 2009 rund 14 Millionen MWh durch den Einsatz von Ersatzbrennstoffen substituiert. Der gesamte Energiebedarf der Zementwerke in Deutschland beläuft sich auf 24 Millionen MWh.
Auch bei der Energieerzeugung aus Bioabfall sieht Faulstich noch Potenzial. Für die etwa 4 Millionen Tonnen, die derzeit vergärt werden, beziffert er die Stromerzeugung auf etwa 840.000 MWh. Diese könnte deutlich erhöhtbwerden, wenn auch die Erfassten Mengen gesteigert werden. Derzeit reicht das Pro-Kopf-Aufkommen in den einzelnen Bundesländern von 32 kg pro Einwohner und Jahr bis 152 kg. Dabei sind weniger als die Hälfte der Bundesbürger an eine Biotonnen. Wenn es tatsächlich zu den erwarteten Mengensteigerung von 2 bis 3 Millionen Tonnen infolge der geplanten flächendeckenden Bioabfallerfassung ab 2015 kommen sollten, könnte die Energierzeugung aus Bioabfall laut Faulstich um etwa 630.000 MWh gesteigert werden. Voraussetzung sei, dass die gesamte zusätzlich erfasste Menge aus einer Vergärung zugeführt wird.