„Ein Pfand würde die bestehenden Rücknahmesysteme zerstören, und der bürokratische Aufwand läge in keinem Verhältnis zum angestrebten Nutzen. Handys sind keine Dosen“, merkte Rohleder am Rande der CeBIT mit Anspielung auf das vor einigen Jahren eingeführte Dosenpfand an.
In den vergangenen Jahren hätten alle großen Netzbetreiber Rücknahmesysteme für Handys aufgebaut. Die Altgeräte könnten per Post zurückgeschickt werden. Dazu könnten die Kunden portofreie Versandumschläge im Internet anfordern oder im Handy-Shop abholen. Einige Betreiber nähmen alte Handys auch direkt in den Geschäften entgegen. Wer sein Gerät zurückgebe, tue gleichzeitig etwas Gutes. Für jedes eingesandte Mobiltelefon spendeten viele Unternehmen an Umweltorganisationen, soziale Einrichtungen oder andere Hilfsprojekte. BITKOM-Hauptgeschäftsführer Rohleder: „Auf diesem Weg fließt jedes Jahr ein Millionenbetrag an karitative Organisationen. Mit einem Zwangspfand würde dieses Spendenverfahren praktisch gestoppt.“
Alte Handys könnten auch in den kommunalen Abfallsammelstellen kostenlos abgegeben werden. Von dort gingen die Geräte an die Hersteller oder Recyclingunternehmen, die für eine umweltgerechte Entsorgung oder Wiederaufbereitung sorgen.
“Im besten Fall läuft ein Pfand ins Leere.“
Rohleder: „Handys werden im Schnitt nach spätestens drei bis vier Jahren ausgemustert. Ein Pfandsystem, das über solch lange Zeiträume verwaltet werden muss, erzeugt einen enormen bürokratischen Aufwand und ist praktisch kaum umsetzbar. Wir wissen von sogenannten Cash-back-Aktionen der Unternehmen, dass so gut wie niemand ein funktionsfähiges Handy zurückgibt, nur weil er dafür ein paar Euro bekommt. Ein Pfand würde im besten Fall ins Leere laufen, im schlechteren Fall wäre es kontraproduktiv.“
„Statt eines bürokratischen Pfandsystems sollte die Rückgabe der Handys für die Verbraucher möglichst leicht gemacht werden. Funktionsfähige Systeme sind vor allem einfach, Pfandsysteme sind kompliziert“, so Rohleder. BITKOM verweist auf die orangfarbene Wertstofftonne, die Berliner Haushalten seit kurzem zur Verfügung steht. „In der orangenen Tonne können Elektronikgeräte bequem entsorgt und dann geordnet recycelt werden. Wir müssen die Hürden für die Verbraucher möglichst niedrig setzen, dann funktioniert auch die Rückgabe “, sagte Rohleder.
Laut einer BITKOM-Umfrage liegen rund 83 Millionen alte und ungenutzte Mobiltelefone in den heimischen Schubladen, in Kellern und auf Speichern. Insgesamt zwei Drittel (66 Prozent) der Verbraucher in Deutschland haben ein oder mehrere Mobiltelefone zu Hause, die sie nicht benutzen. Rund 80 Prozent der verwendeten Materialien in einem Mobiltelefon können wiederverwertet werden. Darunter sind auch wertvolle Metalle wie Gold, Silber und Kupfer sowie seltene Erden. Rohleder: „Zwar sind die Rohstoff-Mengen in jedem einzelnen Handy gering, in Summe kann daraus ein erheblicher Beitrag zum schonenden Umgang mit knappen Ressourcen werden.“