Bei nahezu gleicher Anzahl an Transaktionen im Jahr 2011 (964 gegenüber 999 im Jahr 2010) hat sich laut KPMG das durchschnittliche Transaktionsvolumen im Vergleich zum Vorjahr reduziert: von durchschnittlich 79 Millionen US-Dollar (knapp 60 Millionen Euro) pro Transaktion im Jahr 2010 auf 54 Millionen US-Dollar (etwas mehr als 40,8 Millionen Euro) in 2011. Insgesamt kam es weltweit zu Übernahmen von Transport-und Logistikunternehmen im Wert von 52,1 Milliarden US-Dollar (knapp 39,4 Milliarden Euro).
2011 habe sich dabei zunächst der positive Trend aus dem Jahr 2010 fortgesetzt. In der ersten Jahreshälfte 2011 sei sogar ein Anstieg der Transaktionsvolumina zu verzeichnen gewesen. Im zweiten Halbjahr 2011 sei das Transaktionsvolumen jedoch um fast 50 Prozent eingebrichen. Die Zahl der der abgeschlossenen Transaktionen sei jedoch gestiegen. „Der konjunkturbedingte Einbruch des Transaktionsvolumens im zweiten Halbjahr 2011 zeigt deutlich die Unsicherheit und Zurückhaltung der Investoren im Zuge der Schuldenkrise in der Europäischen Union“, so Steffen Wagner, Partner und Leiter der europäischen Transaktionsaktivitäten von KPMG im Transport- und Logistiksektor. Gab es in der ersten Hälfte noch große strategische Transaktionen, konnte man in der zweiten Hälfte besonders kleinere Transaktionen und Notverkäufem sogenannte distressed M&A beobachten.
Aus der KPMG-Analyse wird ersichtlich, dass die Multiplikatoren der betrachteten Transaktionen (Verhältnis von Unternehmenswert zum Umsatz, EBIT oder EBITDA) während der vergangenen drei Jahre tendenziell gestiegen sind. Über alle Regionen und Segmente hinweg hat sich das Bewertungsniveau erhöht und befindet sich fast auf dem Level wie vor Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008. Dies verdeutliche die Attraktivität des Transportsektors für Fusionen und Übernahmen, schreiben die Analysten
Bei genauerer Betrachtung bestünden zwischen den einzelnen Regionen jedoch große Unterschiede: Im EMEA-Wirtschaftsraum (Europa, Naher Osten und Africa Afrika) seien die Bewertungsniveaus derzeit am höchsten. Ein Trend zu steigenden Bewertungsniveaus lasse sich auch für Nordamerika und etwas schwächer für den asiatisch-pazifischen Wirtschaftsraum (APAC) erkennen, während Lateinamerika sinkende Niveaus verzeichne. In Nordamerika und EMEA lasse sich beobachten, dass sich 2011 im Vergleich zu 2010 die EBITDA- und EBIT-Multiplikatoren angenähert haben. Dies lässt erkennen, so KPMG, dass 2011 vermehrt Transaktionen stattgefunden haben, bei denen es sich um Unternehmen handelte, die einen sogenannten „Asset-Light Charakter“ aufzuweisen haben.
Wachsender Appetit der Finanzinvestoren auf den Transport- und Logistiksektor
Die KPMG-Analyse zeigt zudem einen wachsenden Appetit von Private-Equity-Häusern auf Unternehmen des Transport-&Logistiksektors. „Zwar galt die Transport- und Logistikbranche lange Zeit als unattraktiver Markt für Finanzinvestoren, da das Wachstum und die Margen vielen Investoren zu gering war“, so KPMG-Partner Wagner. „Seit 2006 lässt sich hier jedoch ein verstärktes Engagement feststellen.“ Gegen den allgemeinen Trend sei das Transaktionsvolumen der Finanzinvestoren im Jahr 2011 weltweit sogar von insgesamt 13,6 Milliarden US-Dollar (rund 10,3 Milliarden Euro) im Jahr 2010 auf 16,0 Milliarden US-Dollar (rund 12 Milliarden Euro) angestiegen. Die Anzahl der Transaktionen sei allerdings leicht auf 154 gesundken (gegenüber 175 im Jahr 2010). Auch hier sei zum Jahresbeginn 2011 ein ähnliches Niveau wie 2010 zu verzeichnen gewesen, das in der zweiten Hälfte 2011 stark einbrach.
2012 ist bisher noch von großer Unsicherheit und verhaltenen M&A-Aktivitäten geprägt, so die KPMG-Analyse. Ob der Markt nach den Turbulenzen an den Finanzmärkten wieder anzieht, hänge im Wesentlichen von drei Faktoren ab, meint Steffen Wagner: „Im Fokus stehen die grundlegende ökonomischen Entwicklung, der Investitionsdruck der Finanzinvestoren und der M&A-Appetit auf Seiten der strategischen Investoren.“