„Das Ressourcenpozential von Sonderabfällen ist noch lange nicht ausgeschöpft“, machte Holger Alwast von der Prognos AG zu Beginn des bvse-Forums deutlich. Hier können noch wertvolle Ressourcen zurückgewonnen werden. Nach Informationen von Prognos fallen in Europa jährlich über 100 Millionen Tonnen gefährliche Abfälle an. Alleine Deutschland trage dazu mit rund einem Viertel bei. Die wichtigsten Abfallströme in der EU seien allen voran die Mineralischen Abfälle, gefolgt von kontaminierten Böden, Verbrennungsrückständen und chemischen Rückständen.
Teilweise würde in der EU jedoch mehr als die Hälfte des Aufkommens an gefährlichen Abfällen noch wenig ressourceneffizient beseitigt, zum Beispiel auf Deponien oder in der Verbrennung. Das Recycling und die energetische Verwertung seien noch ausbaufähig. Schließlich seien auch in Sonderabfällen Stoffe wie beispielsweise Metalle enthalten, die bei entsprechender Behandlung zurückgewonnen werden könnten. Darüber hinaus könnten Sonderabfälle in Zementwerken oder in Kraftwerken verwertet werden.
Nachdem das Aufkommen gefährlicher Abfälle in Deutschland während der Wirtschaftskrise gesunken war, hat es 2011 wieder Vorkrisenniveau erreicht und wächst weiter moderat. Der Import gefährlicher Abfälle nach Deutschland, wo sie fachgerecht entsorgt werden, hat laut Prognos in den letzten Jahren zugenommen und liegt heute bei circa drei Millionen Tonnen im Jahr. Insbesondere die Ströme aus Italien und Frankreich hätten sich seit 2005 verdoppelt, aus Luxemburg sogar mehr als vervierfacht. Demgegenüber fallen die Exporte von gefährlichen Abfällen aus Deutschland mit rund 0,3 Millionen Tonnen marginal aus
EU-weit rechnet Prognos bis 2020 sogar mit einem steigenden Aufkommen gefährlicher Abfälle von zwei bis drei Prozent pro Jahr. Die Kapazitäten für die thermische Behandlung kämen bei diesen Mengen bis 2020 an ihre Grenzen, sodass hier mittelfristig Handlungsbedarf bestehe. Das Aufkommen von Abfällen zur Ablagerung werde dagegen als rückläufig eingeschätzt. Prognos geht aber davon aus, dass Verfahren zum Recycling und zur Aufbereitung von gefährlichen Abfällen im Hinblick auf das enorme Ressourcenpotenzial noch stärker in den Mittelpunkt rücken.
Altölmarkt entwickelt sich positiv
Ressourcenschutz steht auch auf dem Altölmarkt deutlich im Vordergrund. Karl Biedermann, Referatsleiter im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), zog in seinem Vortrag zum Status quo der Altölentsorgung deshalb eine positive Bilanz: „Aufbereitungsfähige Altöle gehen zum großen Teil in die Zweitraffinieren. Die Vorrangregelung greift gut.“ Für eine Änderung des Altölrechts sieht er deshalb keinen Anlass. „Nachdem die Altölverordnung nun bereits seit zehn Jahren in Kraft ist, ist die fünf-stufige Abfallhierarchie bereits Realität und Altöl wird zu fast 100 Prozent verwertet“, lobte Biedermann.
Die Zahlen des BMU belegen dabei eine positive Entwicklung hin zu mehr Recycling: Die Menge an Altöl, das ins Recycling gelangt sei, habe sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt und übersteige den Anteil des energetisch verwerteten Altöls deutlich. Für Rechtsanwalt Olaf Konzak (LLR Legerlotz Laschet Rechtsanwälte) zeigt diese Entwicklung, dass aufgrund des hohen Standards in der Altölentsorgung auch mit der Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes keine wesentlichen Änderungen zu erwarten sind: „Die Altölbranche ist schon sehr weit und erfüllt die Verwertungsanforderungen der Novelle bereits heute.“
Neue Herausforderungen für die Zukunft der Altölentsorgung lägen in der Elektromobilität. Sollte sich der Elektroantrieb auf breiter Basis durchsetzen, erwartet BMU-Referatsleiter Biedermann direkte Auswirkungen auf den Altölmarkt. Kurz- und mittelfristig herrsche jedoch Stabilität: Die Nachfrage übersteige das Angebt und es bestehe Entsorgungssicherheit, auch weil sich verschiedene Verwertungsverfahren mit konkurrenzfähigen und innovativen Technologien am Markt etabliert haben.