Für gut erhaltene gebrauchte Kleidung gebe es einen weltweiten Bedarf. Viele Menschen schätzten bei geringeren oder sogar gleichen Preisen die bessere Qualität der Stoffe und die modischeren Schnitte der Sammelware. „Unsere Kunden überall auf der Welt wollen keine Almosen, sondern selbst entscheiden, welche Ware sie für ihr Geld erwerben wollen“, erklärt der FTR-Vorsitzende Sigloch.
Alttextilien werden in Deutschland auf sehr unterschiedliche Arten eingesammelt. Zum Beispiel durch Haussammlungen, Straßen und Containersammlungen, zum Teil aber auch durch direkte Abgabe beim Textil-Recycler oder bei karitativen Altkleiderkammern, schildert der bvse. Die Sammlungen würden teilweise auch durch karitative und kirchliche Einrichtungen durchgeführt, vor allem aber von Recyclingfirmen, wobei auch Kooperationen zwischen Firmen und Einrichtungen stattfänden. Die kirchlichen und karitativen Einrichtungen erzielten aus der Zusammenarbeit Erlöse, die sie für ihre Aufgaben verwenden könnten; daneben erhielten sie die Möglichkeit, beste Sammelware für ihre Kleiderkammern zurückzuhalten.
Das Altkleideraufkommen belaufe sich in Deutschland auf 24 Kilogramm pro Bundesbürger, schätzt der bvse. Das habe etwas damit zu tun, dass die Kleidung entsprechend den herrschenden Modetrends immer häufiger gewechselt werde. Genau das sei auch der Grund, so Sigloch, warum die Kleidung oftmals nicht aufgetragen sei und deshalb weiterverwendet werden könne. „Es wäre tatsächlich ein Skandal, wenn getragene, aber immer noch qualitativ hochwertige Kleidung nicht wieder weiter verwendet sondern einfach verbrannt würde“, so der FTR im bvse. Die Erfassung, Aufbereitung und Vermarktung der Gebrauchtkleidung koste Geld, das aus den Erlösen für die Ware finanziert werde. Die Bürgerinnen und Bürger würden für die ordnungsgemäße Entsorgung der Altkleider nicht zur Kasse gebeten. „Gleichzeitig ermöglichen wir den karitativen Lizenzgebern, freie Mittel für ihre soziale Zwecke zu erwirtschaften“, so Sigloch.
Der stellvertretende Vorsitzende des FTR im bvse, Rainer Binger, weist auch den Vorwurf zurück, dass durch die Wiederweiterverwendung von Kleidung die Textilindustrie in Afrika zerstört worden sei. Binger: „Es ist vielmehr so, dass asiatische Textilhersteller den dortigen Markt mit billiger Kleidung regelrecht überschwemmt haben. Das ist übrigens ein weltweites Phänomen, das auch die europäische Textilindustrie mit schwerwiegenden Folgen, etwa für die Arbeitsplätze, getroffen hat.“ Im Übrigen, so Binger, habe eine Studie des Fachverbandes FairWertung schon 2009 festgestellt, dass viele tausend Kleinhändler in Afrika von dem Handel mit Alttextilien leben. Deutlich mehr, als je in der afrikanischen Bekleidungsindustrie gearbeitet haben.