Zum Zwecke der Nutzung von recyceltem Glas sind laut Glasindustrie Glasscherben notwenig, die für eine Verbrennung im Glasofen geeignet sind, das heißt, die frei sind von Schmutzstoffen, wie Keramik, Porzellan, Steinen, Kunststoff oder organischen Substanzen. Schmutzstoffe verursachten, wenn sie zuvor nicht entfernt worden sind, eine starke Schaumbildung auf der Schmelzoberfläche. Dies verhindere wiederum eine optimale Hitzeleitung, sodass die Glasläuterung beeinträchtigt werde und der Energiebedarf steige.
Bei der Reinigung der Glasscherben von Schmutzstoffen werden große Mengen von Glas leichtfertig ausgesondert, so die Generaldirektion Umwelt. Aufgrund dieses ungenauen Verfahrens blieben rund 23 bis 25 Prozent der Glasscherben ungenutzt und werden letztlich auf Deponien entsorgt. Um dieses Problem zu lösen, haben das in Italien ansässige Aufbereitungsunternehmen Sasil und die österreichische Forschungseinrichtung Joanneum Research zur Verbesserung der Aufbereitung von Bruchglas, etwa Altglas aus privaten Haushalten oder defekte Windschutzscheiben, ein innovatives neues Verfahren entwickelt. Sasil nutzte hierbei vor allem seine Erfahrung im Bereich der Förderung unterschiedlicher Materialien, die bei der Herstellung von Glas und Keramik zum Einsatz kommen, und passte ein Aufbereitungsverfahren für natürliche Mineralstoffe an die Anforderungen der Bruchglasreinigung an.
Das Verfahren nutze die Schwimmaufbereitung zur Aussortierung von Kunststoff (insbesondere Post-Consumer-Kunststoff), wenn das aufzubereitende Glas in Wasser suspendiert wird. Größere Glasflächen, etwa Windschutzscheiben, werden zur Vereinfachung der Entfernung von Polyvinylbutyral (PVB) zunächst zerkleinert und dann zermahlen. Darüber hinaus könnten die aussortierten Kunststoffe zur Gewinnung von Energie genutzt werden, die für den Reinigungsprozess erforderlich ist. Post-Consumer-Kunststoff und PVB werden einer Pyrolyseanlage zugeführt, in der emissionsfrei ein Methan-Butangemisch gewonnen werde. Dieses Gasgemisch werde sodann in eine Turbine geleitet, die elektrische und thermische Energie für den Produktionsprozess erzeugt, was den Anteil der Selbstversorgung erhöhe.
Erheblich verbesserte Qualität des verarbeiteten Bruchglases
Das Projekt „MEIGLASS“ konnte den Angaben der Kommission zufolge die Qualität des verarbeiteten Bruchglases erheblich verbessern. Aufgrund der Wiederverwendung reineren Waschwassers habe mit dem System wiederum ein Material hergestellt werden können, bekannt als hochglasiger Hüttensand, das einen geringeren Anteil an organischen Stoffen aufweise. Dieses Erzeugnis verhalte sich während des in der Glasindustrie verwendeten Schmelzvorgangs weit besser.
Zur Bewertung der Qualität dieses hochglasigen Hüttensands seien von führenden glasverarbeitenden Unternehmen Italiens industrielle Tests durchgeführt worden. Die verbesserte Qualität des Bruchglases isei von diesen Unternehmen bestätigt worden.
Das auf drei Jahre angelegte Projekt „MEIGLASS“ verfügt laut EU-Kommission über ein Gesamtbudget in Höhe von 6 Millionen EUR, davon 1,3 Millionen EUR aus dem EU-Programm Life. Die Entwicklung dieser innovativen Verfahrenstechnik ermögliche es, der Glasindustrie eine größere Menge qualitativ hochwertigen, recycelten Glases zuzuführen und den Einsatz von Primärrohstoffen sowie den Bedarf an Energie in Zukunft weiter zu reduzieren.