Auch wenn in den kommenden Jahren die Nachfrage nach Kupfer weiter steigen wird, ist die geologische Versorgung gesichert. Nicht nur die Entdeckung neuer Vorkommen und verbesserte Abbaumethoden würden in Zukunft die Reserven stärken, sondern auch eine effizientere Nutzung des Recyclings: „Urban Mining“ heiße hier das Gebot der Stunde, so das Deutsche Kupferinstitut.
Kupfer ist als Funktionswerkstoff unverzichtbar: Die Einsatzmenge des Rohstoffs in einer Gesellschaft gilt auch heute noch als Indikator für den Industriealisierungsgrad eines Landes, legt das Deutsche Kupferinstitut dar. Ob Stromversorgung, erneuerbare Energien, Verkehr- und Transportwesen, Maschinen oder elektronische Anwendungen – ohne Kupfer laufe so gut wie nichts. „Jeder Deutsche benötigt im Laufe seines Lebens mehr als eine Tonne Kupfer“, s Anton Klassert, Geschäftsführer des Deutschen Kupferinstituts, „und der Einsatz neuer Technologien wie alternativer Energien und Elektromobilität wird auch in traditionellen Märkten zu einer steigenden Kupferverwendung führen“.
Aus geologischer Sicht seien Verknappungsbefürchtungen bei mineralischen Rohstoffen jedoch unbegründet, entkräftet Henrike Sievers von der Deutschen Rohstoffagentur und der Bundesanstalt für Geowissenschaften in Hannover die Furcht vor einer Rohstoffkrise: „Solche Ängste, wie sie schon in den 1970er Jahren verbreitet wurden, haben sich wiederholt als falsch erwiesen. Allein die aktuell explorierten Rohstoffreserven und -ressourcen reichen noch für Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte.“
Dazu komme das Recycling: Deutschland hält bei der Wiederverwertung von Metallen weltweit eine führende Position. Bezogen auf den Gesamtverbrauch werde zum Beispiel für Stahl, Blei und Kupfer durch Einsatz moderner Technologien bereits heute ein Recyclinganteil von über 50 Prozent erreicht. „Im Vergleich der Industrienationen ist Deutschland führend im Recycling von Zink“, so Sievers, „und bei Kupfer stehen wir an zweiter Stelle.“
Deutschland nach wie vor auf den Import von Kupferschrott angewiesen
Bei einem Großteil der Metalle wird jedoch nicht einmal eine Recyclingquote von einem Prozent erreicht. Ulrich Didszun, Vizepräsident des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse), kritisiert deshalb die europäische Recyclingpolitik. Er verweist darauf, dass nur mit effizienten Sammel- und Aufbereitungssystemen möglichst viele Sekundärrohstoffe dem Abfall entzogen und dem Wirtschaftskreislauf zugeführt werden können. Beispielsweise würden momentan in Deutschland etwa 690.000 Tonnen Elektro(nik)-Altgeräte im Jahr gesammelt. Der tatsächliche Anfall an Altgeräten dürfte aber wesentlich höher liegen. Dabei fänden sich dort wahre Schätze: allein in einer Tonne Mobiltelefone (etwa 10.000 Geräte) versteckten sich 150 Kilogramm Kupfer.
Und dennoch: Als sechstgrößter Produzent von Raffinadekupfer ist Deutschland nach wie vor auf den Import von Kupferschrott angewiesen – in diesem Segment ist das Land Nettoimporteur. Die EU und damit auch Deutschland sei zum Exporteur von Kupfer geworden: allein 900.000 Tonnen im Jahr 2009. Der Export habe zwischen 2008 und 2009 um 30 Prozent zugenommen. Deutschland habe 2009 im Vergleich zum Vorjahr 546 Prozent mehr Kupfer nach China exportiert.
Um festzustellen, wie sich die Kupferströme weltweit verteilen, hat die International Copper Association in New York – ein weltweiter Verband der Kupfererzeuger und -verarbeiter – das Fraunhofer-Institut für Systemforschung ISI in Karlsruhe mit einer Studie beauftragt. Zu den Zielen der Untersuchung gehören die Verbesserung der Kupferwertschöpfungskette, die Entwicklung überprüfbarer Modelle für den globalen Kupferfluss, die Schätzung des weltweiten Marktgleichgewichts sowie die Recyclingeffizienz des Industriemetalls.
Heute wie auch in Zukunft werde danach Sekundärkupfer eine wichtige Rolle bei der weltweiten Versorgung spielen. Das bestätigt auch eine Studie, die das Fraunhofer-Institut zum Thema „Kupfer für Zukunftstechnologien“ durchgeführt hat. Die Analyse untersucht den Verbrauch der geologischen Ressourcen von Kupfer bis zum Jahr 2050. Dabei wurden alle Kupferapplikationen einbezogen – mit besonderer Beachtung der Elektromobilität. „Ergebnis ist, dass die Kupfernachfrage durch die Entwicklung der Elektromobilität nur wenig beeinflusst wird.“
Kupfer ist eindeutig kein kritischer Rohstoff
Laut einer Fraunhofer ISI-Studie werden im Jahr 2050 nur 40 Prozent der Ressourcen verbraucht sein, die von der amerikanischen Einrichtung US Geological Survey (USGS) aktuell auf rund 3,7 Milliarden Tonnen geschätzt werden. Allerdings erwarten die Forscher im Mittel einen Anstieg des Kupferbedarfes um 3,5 Prozent pro Jahr. Gerade in den Schwellenländern besteht hier noch riesiges Potenzial.
„Kupfer wird auch in Zukunft das wichtigste Funktionsmetall bleiben“, fasst Klassert die Ergebnisse der Expertenrunde zusammen. „Alle Zeichen deuteten darauf hin, dass Kupfer auch langfristig zur Verfügung stehen wird. Nicht umsonst hat die Europäische Kommission Kupfer eindeutig nicht als kritischen Rohstoff eingestuft“, so der Geschäftsführer des Deutschen Kupferinstituts. Schon heute sei die Recyclingquote für Kupfer in Deutschland mit über 50 Prozent vorbildlich. Kupfer lasse sich ohne Qualitätsverluste beliebig oft wiederaufbereiten und könne damit problemlos erneut dem Wirtschaftskreislauf zugeführt werden. Moderne Recyclingtechnologien verbesserten zudem die erzielten Ergebnisse.
„Durch Kupferrecycling werden nicht nur Rohstoffvorkommen geschont, sondern auch große Mengen an Energie gespart“, sagt Klassert: „Der Energieeinsatz für die Gewinnung von Kupfer aus Recyclingmaterialien sei um bis zu 90 Prozent geringer als der für die Kupfergewinnung aus Erzen.“ Um den erwarteten erhöhten Bedarf an Kupfer zu decken, wird auch die Erschließung neuer Kupferminen weltweit vorangetrieben: „Zwischen 2010 und 2015 werden neue Kapazitäten von rund 250 Millionen Tonnen Kupferinhalt ihre Produktion aufnehmen“, so Klassert: „Und dank der Rohstoffinitiative der Bundesregierung und der EU würden auch die politischen Rahmenbedingungen für einen freien Zugang zu den Rohstoffen definiert. Angst vor einer Verknappung, zumindest von Kupfer, braucht niemand zu haben.“