Das Institut für Finanzwirtschaft hat im Auftrag der deutsch-niederländischen Rohstoffhandelsgruppe Oryx Stainless wissenschaftlich die Spekulation und andere Einflussfaktoren auf den internationalen Nickelpreis empirisch umfassend untersucht.
Die Edelstahlindustrie, Großverbraucher von Nickel, deckt laut Studie 50 Prozent des Bedarfs an dem Industriemetall durch den Einsatz von Edelstahlschrott ab. Nickel bestimme mit einem Anteil von bis zu 80 Prozent den Preis für eine Tonne Edelstahl. In den vergangenen Jahren schnellte der Nickelpreis auf über 50.000 US-Dollar pro Tonne nach oben, um nur zwei Jahre später wieder auf unter US-Dollar pro Tonne zu fallen. Derzeit notiere die Tonne Nickel an der Leitbörse London Metal Exchange bei rund 21.000 US-Dollar
Für eine verbesserte Prognosesicherheit und damit Entscheidungsgrundlage für alle Marktakteure sollte die für den Nickelmarkt bedeutende Ressource Edelstahlschrott ebenfalls statistisch erfasst werden. Zudem könnte ein intensiverer Austausch zwischen den einzelnen Marktteilnehmern und Beobachtern dazu beitragen, dass vermeintliche Missinterpretationen der Marktlage durch mehr Transparenz vermieden werden. Grundsätzlich sollte nach Meinung der Wissenschaftler der Ulmer Universität auch eine vertiefte Forschung über den Nickelmarkt zu einem noch besseren Verständnis über Markfaktoren und Mechanismen beitragen. Im Gegensatz zu den Finanzmärkten sei die wissenschaftliche Bearbeitung Industriemetallmärkte noch nicht so weit fortgeschritten.
„Nickel ist preisbestimmend für die Edelstahlindustrie. Umso wichtiger ist es, dass die Industrie einschließlich der Edelstahlschrottindustrie, Entscheidungen auf der Basis vollständiger Informationen treffen kann“, so Roland Mauss, Vorstandsmitglied der Oryx Stainless Group. Hierzu gehöre auch, dass man den Markt in seiner ganzen Breite und Tiefe, also inklusive der bedeutenden Nickelreserve Schrott, einschätzen könne. Insbesondere in einem Markt mit einer relativ über-schaubaren Tiefe, sei zudem eine strikte Überwachung auf kritische Handelspositionen wichtig, damit es auch in Zukunft zu keinen größeren unnatürlichen Verwerfungen kommt.
Dabei spiele Spekulation als ständiger Einflussfaktor bislang nur eine nachgeordnete Rolle. Die verschiedenen wissenschaftlichen Modelle hätten gezeigt, dass Spekulation im Nickelmarkt zwar keine neuen Trends entstehen lasse, aber bestehende zum Teil erheblich verstärke und zu schädlichen Übertreibungen führe. „Übertreibungen, die sich in einem Nickelpreis ausdrücken, der wie im Oktober 2008 vom fundmentalen Wert in eine Bandbreite zwischen 4.000 und knapp 12.000 US-Dollar pro Tonne – vor allem aufgrund spekulativer Einflüsse – abweicht, stellen für die ganze Edelstahlindustrie eine beachtlichen betriebswirtschaftlichen Herausforderung dar“, führt Mauss weiter aus. Edelstahl- und Legierungsproduzenten seien mit einem Anteil von mehr als 80 Prozent die Hauptakteure am internationalen Nickelmarkt.
Laut der vorliegenden Studie der Uni Ulm werde der Nickelpreis zu 75 Prozent durch die klassischen Fundamentaldaten Abbau, Produktion und insbesondere Verbrauch bestimmt. „Ein Markt mit einem derart ausgeprägten Fundamentalcharakter bietet in der Regel eine hohe Prognosesicherheit. Umso wichtiger ist es“, so Posch, „dass diese positive Markteigenschaft durch Blinde Flecken wie den Edelstahlschrottmarkt nicht selbstverschuldet relativiert wird.“
Der weltweite Nickelverbrauch ist laut Studie in den letzten Jahren um mehr als 30 Prozent auf rund 1,5 Millionen Tonnen (2010) angestiegen. Das anhaltende Wirtschaftswachstum in Asien und anderen Regionen werde die Nachfrage nach Edelstahl und damit nach Nickel auch in Zukunft weiter ansteigen lassen. Derzeit wachse der globale Edelstahlmarkt jährlich um durchschnittlich 5 Prozent.
Über die Ergebnisse der Studie und weitere Schlussfolgerungen diskutieren am 13. September 2011 in Düsseldorf auf Einladung von Oryx Stainless 16 internationale Rohstoffanalysten und -einkäufer, Fondmanager, Verbandsvertreter, Händler und weitere Experten aus der Edelstahlindustrie.