Mit einem Absatzplus von 0,8 Prozent für Papier, Karton und Pappe gegenüber den ersten sechs Monaten des Vorjahres habe sich die Dynamik der Aufholphase in der Papierindustrie spürbar abgeschwächt. Hersteller verweisen laut Austropapier auf anhaltend hohe Produktionskosten, insbesondere bei den Faserrohstoffen Zellstoff und Altpapier, darüber hinaus auch bei Stärke, Chemikalien und Energie. Die Unternehmen sahen sich gezwungen, diese an ihre Kunden weiterzugeben. Nicht nur, dass derzeit die Verunsicherung der Weltwirtschaft auch bei der Papierkonjunktur ihre Spuren hinterlässt, Austropapier erwartet auch für das zweite Halbjahr generell ein schwieriges Umfeld und eine zumeist angespannte Ertragssituation.
Obwohl die Wechselkurseffekte des starken Euro den Verkauf auf außereuropäischen Märkten belasteten, habe der Gesamtumsatz der Branche vor allem durch die teils verbesserte Erlössituation um rund 10 Prozent gegenüber den ersten beiden Quartalen 2010 gesteigert werden können. Da aber Rohstoff- und Energiekosten mit bis zu 15 Prozent noch stärker angezogen hätten, blieben die Ergebnisse etlicher Unternehmen, so etwa bei Pressepapieren, massiv unter Druck. Trotz Abbau der Erzeugungskapazitäten liege die Auslastung bei Zeitungspapieren um die 94 Prozent, bei Magazinpapieren aktuell nur bei 85 Prozent.
Müssten Hersteller von graphischen Papieren, deren Produktion gegenüber 2010 um 0,5 Prozent gewachsen sei, den saisonalen Schwankungen und der sommerlichen Nachfrageschwäche mit temporären Stillständen begegnen, so zeige sich bei Verpackungspapieren und Faltschachtelkarton ein deutlich positiverer Trend: hier habe die Mengenentwicklung im Vergleich zum Vorjahr um kräftige 3 Prozent zugelegt. Auch die Produktion von Zellstoff habe um 4 Prozent, Holzstoff sogar um 7 Prozent gesteigert werden können, fasst Austropapier die die aktuelle Situation zusammen.
Im europäischen Vergleich liegt Österreich laut Vereinigung der Papierindustrie beim Produktionszuwachs von Papier an neunter Stelle und unter dem Durchschnitt von 1,6 Prozent, bei Zellstoff an siebenter Stelle und über dem Durchschnitt von 3,8 Prozent. Spitzenreiter bei Papier sei Portugal mit einem Plus von 4,9 Prozent, gefolgt von Italien mit 3,6 Prozent und Polen mit 3,3 Prozent. Den zunehmend verschärften internationalen Standortwettbewerb um Investitionen und Marktanteile zeige der Produktionszuwachs Chinas im ersten Halbjahr 2011 mit einem gemeldeten Plus von 14 Prozent.
Altpapier ist vor Zellstoff und Holzstoff der wichtigste Faserrohstoff
Erfreulich aus umweltpolitischer Sicht sei die hohe Altpapier-Einsatzquote von 50 Prozent an der österreichischen Gesamtproduktion. Gemäß Austropapier ist Altpapier vor Zellstoff und Holzstoff der wichtigste Faserrohstoff. „Die Sammlung und Wiederverwertung von Altpapier auf dem hohen österreichischen Niveau ist ein Ergebnis verantwortungsbewussten Unternehmertums und erfolgreicher Umweltpolitik, von der jeder einzelne Konsument profitiert“, erklärt der Austropapier-Geschäftsführer Dworak.
Die Papierindustrie habe sich bereits vor über zwanzig Jahren im Rahmen einer vom Umwelt- und Wirtschaftsminister mitunterzeichneten Branchenvereinbarung zur Rücknahme und Wiederverwertung von in Österreich gesammeltem Altpapier verpflichtet. „Jetzt das Altpapier-Recycling zur Geldbeschaffung für die Altlastensanierung zu missbrauchen, käme einer europaweit einzigartigen, radikalen Abkehr von umweltpolitischen Grundwerten gleich und würde zu einer massiven Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen führen“, erteilt der Austropapier-Sprecher Plänen des österreichischen Umweltministers Niki Berlakovich eine klare Absage.