Ressourcen-Gipfel fordert Effizienz-Revolution

Die Experten des Ressourcen-Gipfels fordern die Politik auf, schnell und entschieden die richtigen Rahmenbedingungen für einen fairen internationalen Rohstoffhandel zu setzen und die Voraussetzung für eine Effizienzrevolution zu schaffen. Thorsten Grenz, CEO von Veolia Umweltservice, betonte, dass die Recyclingbranche erheblich dazu beitragen könne, einen wesentlichen Teil der Ressourcenprobleme zu lösen. „Zudem kann das Recycling die Abhängigkeit der Industrie von Kartellen oder politisch instabilen Staaten erheblich reduzieren.“

Grenz erklärte weiter, dass die Recyclingbranche seit 1995 ein Umsatzwachstum von 520 Prozent erzielt habe und bereits 2010 Sekundärrohstoffe im Wert von 9,6 Milliarden Euro produziert habe, wie das Institut der Deutschen Wirtschaft ermittelt hat. 2015 werde der Produktionswert voraussichtlich bereits bei 20 Milliarden Euro liegen. Und: Die Branche habe seit 1990 ein Viertel zur gesamten Einsparung von CO2-Emissionen in Deutschland beigetragen. „Bis 2020 ist mit den richtigen Rahmenbedingungen ein solcher Beitrag auch innerhalb der EU möglich. Eine sichere, bezahlbare und umweltfreundliche Energie- und Rohstoffversorgung gehören zu den größten Herausforderungen der nächsten Jahre“, betont Grenz.

Neben dem Veolia-Umweltservie-CEO diskutierten bein Ressorcen-Gipfel auch Prof. Dr. Klaus Töpfer, Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker und Prof. Dr. Dennis Snower, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), über Lösungen zu den Herausforderungen des weltweiten Rohstoffmarktes.

Klaus Töpfer, ehemaliger Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, hält es für sinnvoll, auf marktwirtschaftliche Lösungen zu setzen: „Umweltpolitik kann durch marktwirtschaftliche Anreize die Lebensqualität gegenwärtiger und zukünftiger Generationen verbessern. Eine marktwirtschaftlich orientierte Umweltpolitik ist kein Hemmnis für wirtschaftliche Entwicklung, sondern fördert technologische Entwicklungen, die neue Märkte und neue Arbeitsplätze schaffen.“ Die Industrie erkenne bereits, welche Chancen in einer Green Economy entstehen. Der Vorsitzende der Ethikkommission für sichere Energieversorgung erklärte darüber hinaus, dass dabei die Recycling-Branche eine Schlüsselrolle habe: „Meine Vision: Abfälle gibt es nicht mehr – nur noch Rohstoffe.“

„Eine Verfünffachung der Ressourcenproduktivität innerhalb einer Generation ist technisch und ökonomisch machbar“, erklärte Ernst Ulrich von Weizsäcker. Dies sei etwa in der besonders energieintensiven Stahlindustrie, der Zementindustrie, in der Landwirtschaft oder im Verkehr möglich. Zugleich ließen sich die Treibhausgas-Emissionen dieser Industrien drastisch senken. Von Weizsäcker: „Länder und Unternehmen, die auf dem Weg der effizienten Ressourcen-Nutzung voran gehen, werden zu Technologieführern im 21. Jahrhundert“.

Von Weizsäcker hält eine „gleitende Steigerung der Preise für Energie und Primärrohstoffe für dringend wünschenswert, die einhergeht im Takt mit der Erhöhung der Ressourcenproduktivität“. Dies sei volkswirtschaftlich sinnvoll und zugleich ökologisch-technologisch die beste Leitplanke für das Wirtschaftssystem.

Dennis Snower hob hervor, dass die Märkte für strategische Rohstoffe oft ineffizient seien: „Korruption bei der Vergabe von Konzessionen, Menschenrechtsverletzungen bei der Rohstoffgewinnung und rücksichtslose Missachtung von Umweltschutzrichtlinien werden vom Wettlauf der Industrieländer um begrenzte Ressourcen beflügelt“. Nur durch Ansätze wie EITI (Extractive Industries Transparency Initiative), die die Transparenz von Zahlungsströmen und Vergabepraktiken im Rohstoffsektor erhöhen, sowie durch Koordination der Rohstoff- und Umweltpolitik auf G20-Ebene können nach Snowers Überzeugung faire und effiziente Rahmenbedingungen im Rohstoffhandel geschaffen werden.

Die Politik solle „die Rohstoffeffizienz im Verbrauch mithilfe gezielter Fördermaßnahmen zur Ausweitung von Recycling und Erforschung grüner Technologien steigern und damit das Wirtschaftswachstum von der Rohstoffverfügbarkeit abkoppeln“.

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