„Österreich ist mit den skandinavischen Ländern Musterknabe in Europa und wird international auch als Best Practice-Land gewürdigt“, führt Krejcik weiter aus. Die Österreicher sammelten heute über neun Kilogramm Elektroschrott pro Einwohner und Jahr. „Hierzulande erfüllen wir bereits jetzt mit einer 47 Prozent-Rücknahmequote im Jahr 2009 die sehr ambitionierten Ziele der Europäischen Union.“ Allerdings müsse bei den Vergleichen mit skandinavischen Ländern aufgepasst werden. Denn bei diesen würden zum Beispiel auch alte Medizinprodukte in die Statistik mit ingerechnet. Das sei in Österreich nicht der Fall. Würden hier auch Medizinprodukte miteinbezogen, wäre die österreichische Sammelquote noch höher.
Die von Brüssel geplante Sammelquote von 65 Prozent erscheint in den Augen des Elektrofachhandels unrealistisch, da „wir aus Erfahrung wissen, dass unsere Kunden dazu neigen, Geräte, die sie ersetzen, noch für andere mögliche Verwendungen oder Instandsetzungsversuche aufzusparen“, erläutert Krejcik. Auch Privatverkäufe über das Internet oder Zeitungen ins In- oder Ausland seien keine Seltenheit. Der Elektrohandel zeige sich aufgrund der zu erwartenden Kosten, wie Abgaben, Entsorgungs- und Transportkosten für Händler und Konsumenten sowie aufgrund der zu erwartenden Wettbewerbsnachteile im Vergleich zu anderen EU-Staaten – weder vom Entwurf des Parlaments noch vom Entwurf des Rates begeistert.
Auch eine sogenannte Re-Use-Quote zur Wiederverwendung sieht Krejcik kritisch: „Aber nicht aus Konkurrenzangst oder ‚Verkaufsgier‘, wie in den letzten Tagen unterstellt, sondern aus ökologischen Gründen und aus Zweifeln an der Sinnhaftigkeit.“ Denn zehn Jahre alte Haushaltsgeräte benötigten im Vergleich zu modernen Produkten ein Vielfaches an Strom, Wasser und anderen Ressourcen, so dass eine Weiter- beziehungsweise Wiederverwendung der Umwelt mehr schade, als es ihr nütze. Darüber hinaus scheine die Erstellung einer Statistik für eine Re-Use Quote sehr unseriös. Um seriös zu sein, müssten auch private Weiterverkäufe erfasst werden – und das sei sehr unwahrscheinlich.
Die Intention, auch sogenannte Trittbrettfahrer verstärkt in die Pflicht zu nehmen, findet die Zustimmung des Obmanns: „Es kann nicht sein, dass sich verschiedene Bereiche vor Beiträgen und gesetzlichen Verpflichtungen drücken und so verstärkt Wettbewerbsvorteile und Gewinne auf Kosten anderer genießen.“ Als Beispiel nennt er die 1:1 Rücknahmeverpflichtung bei Elektroaltgeräten, „die in weiten Bereichen nur zu gerne negiert wird. Diese Trittbrettfahrerei muss endlich ein Ende haben.“
Da alles in allem eine letztendgültige Entscheidung noch nicht getroffen ist, hofft Krejcik für die kommenden Verhandlungsrunden auf das Gespür der Minister und Abgeordneten und auf ein wenig Verständnis für die Situation der Wirtschaftstreibenden, denn „immerhin wurde die EU einmal als Europäische Wirtschaftsgemeinschaft zur Förderung gemeinsamer Wirtschaftpolitik gegründet“, so Krejcik abschließend.