Dieser Wandel habe Folgen für die internationalen Wertschöpfungsketten und damit für die deutsche Zulieferindustrie. Der „Global Foodprint“ werde daher gerade auch für Zulieferer immer wichtiger, sagte der präsident der Wirtschafts-Vereinigung Metalle. „Die Zulieferindustrie sieht das Licht am Ende des Tunnels. Allerdings hoffen wir angesichts der Ausgangslage und der vor uns liegenden Herausforderungen, dass es sich dabei nicht um das Licht des entgegenkommenden Zuges handelt“, beschrieb Grillo vor rund 150 Geschäftsführern mittelständischer Zulieferunternehmen die Lage der Zulieferer.
Nach einer aktuellen Auswertung der IKB-Deutsche Industriebank übertraf im ersten Halbjahr 2010 der Umsatz der deutschen Zulieferer das rezessionsbedingt niedrige Vorjahresniveau um über 40 Prozent. Aufgrund der anziehenden Preise bei vielen Rohstoffen zeigten die Rohertragsquoten allerdings wieder eine rückläufige Entwicklung. Kritisch merkte Grillo an, dass offenbar einige Hersteller nach Überwindung der Krise den Preisdruck auf ihre Zulieferer wieder erhöhen und wirtschaftliche Risiken auf die Lieferanten verlagern.
Grillo, der zugleich auch Vorsitzender des BDI-Rohstoffausschusses ist, betonte in seiner Rede, dass ohne Rohstoffe weder industrielle Wertschöpfungsketten noch die Zulieferindustrie existieren. „Auf die Zulieferer entfallen 75 Prozent der Wertschöpfung und Innovation beim Automobil. Im europäischen Vergleich ist die deutsche Automobilzulieferindustrie mit Abstand die stärkste.“ Dies gelte gerade auch für Zukunftstechnologien wie das Elektrofahrzeug. Die deutsche Industrie braucht dafür Rohstoffe zu wettbewerbsfähigen Preisen. Trotz Ressourceneffizienz wird der Bedarf seiner Ansicht nach kaum weniger, sondern sogar steigen. Bereits heute sind in einem durchschnittlichen Auto neben Stahl rund 150 Kilogramm Aluminium, 25 Kilogramm Kupfer, 10 Kilogramm Zink und viele weitere Rohstoffe verbaut.
Ein Elektrofahrzeug benötigt darüber hinaus Metalle für den Elektromotor und für den Energiespeicher – etwa die Lithium-Ionen-Batterie. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts zeigt: Allein durch den Elektromotor steigt beispielsweise der Kupferanteil im Fahrzeug von 25 auf 65 Kilogramm. Für eine durchschnittliche Lithium-Ionen-Batterie sind nach heutigem Stand nochmals bis zu 50 Kilogramm Aluminium, rund 40 Kilogramm Kupfer, 20 Kilogramm Stahl und 10 Kilogramm Nickel erforderlich. Der Bedarf von Rohstoffen für Dünnschichtsolarzellen, Offshore-Windkraftanlagen, Meerwasserentsalzung, solarthermische Kraftwerke, innovative Elektromotoren, Leichtbau in der Automobilproduktion wächst. „Die sichere Versorgung unseres Landes mit Rohstoffen zu wettbewerbsfähigen Preisen ist nicht nur eine Frage unserer Wettbewerbs-, sondern vielmehr unserer Zukunftsfähigkeit“, so Grillo in seiner Rede.
Gerade für mittelständische Zulieferer, die sich in einer Sandwich-Position zwischen Minen und Vormateriallieferanten auf der einen Seite sowie Großindustrie auf der anderen Seite befänden, sei die Frage der Versorgung mit Rohstoffen ein erhebliches Preis- und Finanzierungsproblem. Durch Unternehmenskonzentrationen sowie staatliche Handels- und Wettbewerbsverzerrungen, würden gerade die mittelständischen Zulieferer erheblich unter den steigenden und zum Teil hoch volatilen Preisen leiden. „Wer Rohstoffe sichern will, braucht ein klares und verzahntes Konzept. Dazu gehören eine wettbewerbsfähige Infrastruktur, eine sichere, saubere und bezahlbare Energieversorgung und der Wille, dies verantwortlich gemeinsam mit Politik und Wirtschaft anzugehen. Denn die Rohstoffversorgung unseres Landes geht uns alle an, große und mittelständische Unternehmen, Zulieferer und Abnehmer, Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Sie bleibt Daueraufgabe“, appellierte Grillo zum Abschluss seiner Rede an die versammelten Unternehmer.