Diese Fakten vermisst der BDEW eigenen Aussagen zufolge auch in der aktuellen Diskussion anlässlich der Strompreiserhöhungen zum Jahreswechsel. Die meisten Äußerungen zur Strompreisdiskussion lassen laut BDEW wichtige Zusammenhänge bei der Strompreisbildung außen vor. Dazu zähle laut BDEW auch, dass neben den Staatslasten im Bundesdurchschnitt auch die Netzentgelte gestiegen sind.
Deutschland liegt nach Eurostat-Angaben im ersten Halbjahr 2010 mit einem Anteil der Staatslasten am Strompreis für Haushaltskunden in Höhe von 41,9 Prozent nur noch hinter Dänemark, das mit 56,3 Prozent europaweit den höchsten Wert erreicht. Auf den weiteren Plätzen folgen Schweden (35 Prozent), Portugal (31 Prozent), Estland (28,4 Prozent), Österreich (26,8 Prozent), Norwegen (26,8 Prozent), Frankreich (26,6 Prozent), Niederlande (25,7 Prozent) und Finnland (24,7 Prozent).
Hauptursache für den starken Anstieg der staatlichen Steuern und Abgaben am Strompreis sei vor allem die zur Förderung der Erneuerbaren Energien erhobene EEG-Umlage, erlärt der BDEW. Verbraucher müssen 2011 3,530 Cent für jede Kilowattstunde Strom zur Förderung des Ausbaus der erneuerbaren Energien zahlen. In diesem Jahr lag die EEG-Umlage noch bei 2,047 Cent pro Kilowattstunde. Durch die EEG-Umlage steigt nach BDEW-Schätzungen der bisherige Kostenbestandteil „EEG-Mehrkosten“ für einen Drei-Personen-Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden von monatlich knapp 6 Euro im Jahr 2010 auf 10,30 Euro im kommenden Jahr; dabei komme die Mehrwertsteuer noch hinzu. Der BDEW schätzt, dass die Gesamtbelastungen aus der EEG-Umlage für die Kunden von rund 8,2 Mrd. Euro im Jahr 2010 (2009: 5,3 Milliarden Euro) auf voraussichtlich 13,5 Milliarden Euro im Jahr 2011 steigen werden.
Dass, wie in der aktuellen Diskussion behauptet, die Großhandelspreise am Strommarkt in den vergangenen anderthalb Jahren durchschnittlich gesunken sind, bezweifele niemand, so der BDEW. Aber die Unternehmen kauften den Strom in mehreren Tranchen ein bis drei Jahre im Voraus ein. Diese Einkaufsstrategie minimiere grundsätzlich Risiken. Da Strom jedoch nicht in großen Mengen speicherbar sei und die Versorgung in den Tagesstunden, insbesondere in den Spitzenlastzeiten am Mittag und in den Abendstunden, zu großen Teilen mit Spitzenlast-Strom erfolge, müsse dieser kurzfristig hinzugekauft werden.
Der Börsenpreis am Spotmarkt liege aber deutlich über den in der Diskussion gern genannten Börsenpreisen, die sich in der Regel auf den langfristigen Terminmarkt beziehen, erläuterte der Branchenverband. Hinzu komme, dass für den zuverlässigen Betrieb der Stromversorgung auch Regel- und Ausgleichsenergie zum Ausgleich der Schwankungen in Erzeugung und Verbrauch notwendig sei, die ebenfalls zusätzliche Kosten für den Vertrieb verursache. Am Ende könnten somit die möglichen Vorteile aus dem Stromeinkauf aufgrund der gestiegenen EEG-Umlage und Netzentgelte von einigen Unternehmen nicht mehr kompensiert werden. Dies habe Preiserhöhungen zur Folge, erklärt der BDEW abschließen.