Die Ausfallquote von Mittelstandskrediten sei in der Krise ohnehin unerwartet gering geblieben, meint der DIHK. Insofern entdeckten Kapitalgeber den deutschen Mittelstand derzeit wieder neu – auch, weil andere Anlageobjekte weniger attraktiv erscheinen würden. Aber nicht alle Unternehmen spürten die Erholung am Kreditmarkt. 16 Prozent hätten von verschlechterten Konditionen im Vergleich zum Vorjahr (Frühsommer: 21 Prozent) berichtet. Als Hauptursachen hierfür gäben diese Unternehmen Schwierigkeiten bei Betriebsmittelkrediten (67 Prozent) und fehlende Sicherheiten (60 Prozent) an. Nach wie vor stünden kleine und mittlere Betriebe im Durchschnitt vor höheren Kredithürden, ebenso wie Betriebe in Ostdeutschland. Aber auch der wieder sehr gut laufende Maschinenbau dokumentiere schlechtere Bedingungen als die Gesamtwirtschaft.
Aktuell planen den DIHK-Angaben zufolge knapp 30 Prozent (Herbst 2009: 16 Prozent) der Unternehmen eine Aufstockung ihrer Investitionsmittel. Ein wieder wichtigeres Motiv dabei seien Kapazitätserweiterungen. Der Fremdkapitalbedarf für Investitionen werde also deutlich zunehmen. Die Kreditvergabe stoße damit möglicherweise an Grenzen. Denn einige Mittelstandsfinanzierer wie Landesbanken stünden infolge der Krise nicht mehr in vollem Maße zur Verfügung. Hinzu komme, dass die Lage des wichtigen Investitionsfinanzierers, der Leasing-Branche, aufgrund regulatorischer Vorschriften und des Rückzugs wichtiger Refinanzierer schwierig sei: Die Kreditablehnungsquote sei hier mit 9 Prozent eine der höchsten im Branchenvergleich. Zudem hätten die Eigenmittel etlicher mittelständischer Betriebe durch die Krise gelitten, diese fehlen jetzt für Investitionen.
Die Unternehmensfinanzierung sehe sich strukturellen Veränderungen gegenüber. Banken müssten eine Vielzahl verschärfter und neuer Regulierungen umsetzen: Anlegerschutz, Basel III und Bankenabgabe seien nur einige Bausteine, erklärt der DIHK. So richtig eine bessere Finanzmarktregulierung sei, Auswirkungen auf die Kreditvergabe müssten dabei stärker berücksichtigt werden.
Der DIHK fordert deshalb, die kumulierten Auswirkungen der Regulierung auf die Unternehmensfinanzierung genau zu evaluieren und gegebenenfalls nachzujustieren. Daneben sollten keine nationalen Alleingänge bei Regulierungen unternommen werden, die Rahmenbedingungen für Wagnis- und Beteiligungskapital verbessert werden. Das könne zum Beispiel durch eine gesetzliche Regelung der Steuertransparenz geschehen. Derzeit könnten ausländische Investoren nicht sicher sein, ob hierzulande erzielte Beteiligungsgewinne nicht im Heimatland und zusätzlich auch noch durch den hiesigen Fiskus besteuert werden. Daher würden sie Engagements in Deutschland meiden.