Rund ein Viertel der knapp 200 kommunalen Entsorgungsträger Großbritanniens verhandelt laut der Studie über den Siedlungsabfall im Vereinigten Königreich derzeit mit privaten Entsorgungsunternehmen die Übernahme der kommunalen Abfallentsorgung. Das Volumen dieser Verträge, die in den kommenden zwei bis drei Jahren vergeben werden, liege geschätzt bei 30 Milliarden britischen Pfund. Aber auch nach dem Abschluss dieser Vergaben bleibe die Abfallbehandlung für über ein Drittel der britischen Entsorgungsträger ungelöst.
Der Boom des britischen Abfallmarktes folge in erster Linie dem Anstieg der Deponiesteuer, mit der die Regierung in London die EU-Abfallpolitik umsetzen will. Diese Steuer hat sich seit 1996 auf derzeit 48 Pfund pro Tonne Siedlungsabfall versechsfacht. In den kommenden Jahren wird sie noch einmal auf mindestens 80 Pfund erhöht. Die stoffliche Verwertung, aber auch die energetische Nutzung von Siedlungsabfällen, werden somit laut ecoprog gegenüber der Deponierung zunehmend konkurrenzfähiger.
Die größten Gewinner dieser Entwicklung seien die privaten Entsorger. Sie profitierten nicht nur von einem boomenden Markt, sondern zudem von den PFI-Krediten der Regierung. Mit diesen Krediten unterstütze die britische Regierung die Kommunen bei der Neuordnung ihrer Entsorgung. Im Umkehrschluss verlange sie dafür de facto aber die Privatisierung der kommunalen Abfallentsorgung.
Schon jetzt ist in Großbritannien der Bau von mehr als 50 Abfallverbrennungsanlagen, EBS-Kraftwerken und mechanisch-biologischen Anlagen konkret geplant. Weitere Investitionsbedarfe existierten in der getrennten Wertstoffsammlung und dem Aufbau von Sortier- und Verwertungsanlagen, heißt es in der von ecoprog und dem Centre for Resource Management and Efficiency Cranfield University herausgegebenen Studie.
Der Boom im Vereinigten Königreich habe zahlreiche Unternehmen aus dem In- und Ausland angelockt, die Wettbewerbsintensität habe sich deutlich erhöht. Zu den Anbietern zählen Entsorger aus dem Ausland, Spezialisten in der Abfallverbrennung, aber auch britische Immobilienkonzerne.
ecoprog und die Cranfield University haben eigenen Angaben zufolge den Markt für Siedlungsabfall im Vereinigten Königreich untersucht und dafür über 470 kommunalen Abfallbehörden schriftlich befragt sowie rund 700 Vertragsverhältnisse in der Hausmüllsammlung und -entsorgung analysiert. Dabei seien mehr als 170 bestehende und geplante Infrastrukturprojekte in der britischen Abfallwirtschaft erhoben und dokumentiert worden.