Die eingesammelten Bioabfallmengen konnten um ein Kilogramm auf 42 Kilogramm pro Einwohner gesteigert werden. Noch immer aber wird laut Gönner nur in 33 der insgesamt 44 Stadt- und Landkreise eine gesonderte Biotonne aufgestellt. Und nur etwa ein Drittel der mit der Biotonne getrennt erfassten Abfälle werde dabei in Vergärungsanlagen genutzt.
Die kommunalen Grünabfälle würden größtenteils ausschließlich als Kompost verwertet. Im vergangenen Jahr wurden davon insgesamt 903.000 Tonnen eingesammelt, wie aus der Abfallstatistik des Landesumweltministeriums hervorgeht. „In dieser Menge steckt ein Potenzial zur Erzeugung von weiteren 600 Gigawattstunden Energie“, betont Umweltministerin Gönner. Den bisherigen Kompostierungsanlagen im Land sollten deshalb nach und nach Vergärungsanlagen vorgeschaltet werden. Der holzige Anteil der Grünabfälle könne zuvor abgetrennt und in Feuerungsanlagen energetisch verwertet werden. In zahlreichen Stadt- und Landkreisen sei das Potenzial zwischenzeitlich erkannt worden. So würden beispielsweise Stuttgart, Biberach, Karlsruhe und Freiburg die verbesserte energetische Nutzung der Bio- und Grünabfälle anstreben.
Gönner: „Abfallwirtschaft in Baden-Württemberg ist im Lot
Erfreulich sei, dass die verfügbaren Kapazitäten zur Abfallbehandlung weitgehend mit dem Abfallaufkommen übereinstimmten. „Die Müllverbrennungsanlagen und Behandlungsanlagen können weitgehend den im Land anfallenden Müll aufnehmen. Die Abfallwirtschaft im Land ist also im Lot“, so Gönner. Eine weitere Festigung der Entsorgungssicherheit sei in diesem Jahr durch den Bau eines neuen Kessels im Müllheizkraftwerk Mannheim erreicht worden. Damit sei gewährleistet, dass auch künftig in Baden-Württemberg anfallende Siedlungsabfälle im Land umweltgerecht beseitigt werden. Ausnahmen blieben die vom Ministerium erteilten befristeten Erlaubnisse zur thermischen Verwertung von Siedlungsabfällen außerhalb Baden-Württembergs, wie eine Erlaubnis zur Verbrennung in der Kehrichtverbrennungsanlage Zürich ab 2011. Diese Ausnahmen würden in nächsten Jahren immer weniger erforderlich werden.
Im vergangenen Jahr sind 146 Kilogramm Haus- und Sperrmüll pro Einwohner angefallen. Damit habe sich das Abfallaufkommen der Haushalte auf einem niedrigen Niveau eingependelt, erläuterte Gönner. In den Vorjahren 2007 und 2008 fielen 143 Kilogramm pro Einwohner an. Die Abfallgebühren für eine vierköpfige seien Familie gegenüber dem Vorjahr um nur etwa ein halbes Prozent auf 156,41 Euro gestiegen, wie das baden-württembergische Umweltministerium mitteilt.
Expertenbeirat wird eingerichtet
Bei der Vorstellung der Abfalldaten sprach sich Umweltministerin Gönner auch für eine baldige Einführung einer Wertstofftonne aus. Bei der Wertstofftonne sortierten Verbraucher dann nicht mehr nach Verpackungsabfällen, die bislang im Gelben Sack landeten und Nicht-Verpackungen, die als Restmüll zu entsorgen sind. „Plastik-Kinderspielzeug, CD-Hüllen oder Plastikmappen sind es genauso wert, wieder verwertet zu werden wie stoffgleiche Verpackungen.“ Nach der derzeitigen Rechtslage würden solche Abfälle als „Fehlwürfe im gelben Sack“ gewertet. „Plastik ist gleich Plastik und gehört wiederverwertet“, so Gönner.
„Die Wertstofftonne macht ökologisch Sinn, weil heute noch große Wertstoffmengen über den Restmüll in MVA ankommen.“ Es rechnet sich auch wirtschaftlich, wenn im rohstoffarmen Deutschland solche Wertstoffe gewonnen würden. Schätzungen zu Folge könnten von den in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr angefallenen 146 Kilogramm pro Einwohner Restabfällen weitere sechs bis acht Kilogramm einer Wiederverwertung zugeführt werden. „In der Summe sind das jährlich landesweit 60 bis 80 Millionen Kilogramm verwertbare Abfälle.“ Bereits ab 2015 sei außerdem europaweit eine getrennte Sammlung von Papier, Metall, Kunststoff und Glas vorgeschrieben, so Gönner. „Deutschland kann mit der Einführung einer Wertstofftonne Vorbild für Europa werden.“
Zur fachlichen Begleitung der laufenden Veränderungsprozesse in der Abfallwirtschaft und zur Erarbeitung von Maßnahmenvorschlägen habe das Ministerium einen Expertenbeirat eingerichtet. Er soll insbesondere die Erfahrungen der abfallwirtschaftlichen Praxis einbringen. „Der Expertenbeirat wird auch an der aktuellen Überarbeitung des Teilplanes ‚Siedlungsabfälle‘ des Abfallwirtschaftsplanes Baden-Württemberg mitwirken, mit dem die Rahmenplanungen des Landes zur Weiterentwicklung der Abfallentsorgung in den nächsten zehn Jahren festgelegt werden sollen“, erläuterte die Umweltministerin.