Auf die gesamte Wirtschaft bezogen, bestehe derzeit allerdings keine Kreditklemme. In Einzelfällen hingegen gebe es Anzeichen dafür, äußerte Steinbrück seine Befürchtung, dass es im zweiten Halbjahr in Deutschland Schwierigkeiten geben könnte.
Die Notenbanken hätten alles getan, damit die Banken genügend Liquidität haben und das Kreditgeschäft in Gang komme, so Steinbrück. Es gebe eine Tendenz, dass die Banken die Liquidität vor allem im Handelsgeschäft nutzten und nicht im Kreditgeschäft, sagte Steinbrück weiter. „Es ist Aufgabe der Banken, das Arteriensystem der deutschen Volkswirtschaft durch Kapital zu versorgen.“
Auch SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier kritisierte die
Kreditwirtschaft: „Es ist ein Unding, dass so viele Firmen trotz des Rettungsschirms für die Banken in Schwierigkeiten sind. Wir dürfen das nicht hinnehmen“, sagte der Außenminister in Potsdam. Der Staat habe sich „bis zur Grenze des Verantwortbaren“ verschuldet. „Jetzt sind die Banken dran, was für Deutschland zu tun.“
Hintergrund der Kritik ist, dass die Leitzinsen auf einem historisch niedrigem Niveau sind und die Notenbanken so viel frisches und billiges Geld in den Markt pumpen wie nie zuvor. In der vergangenen Woche stellte die Europäische Zentralbank (EZB) Instituten die Rekordsumme von 442 Milliarden Euro zu einem Zinssatz von nur einem Prozent bereit. Das Geld kommt jedoch – auch aus Sicht der Bundesbank – nicht in dem Maß und nicht zu den günstigen Konditionen bei Unternehmen und Verbrauchern an, wie erhofft. Kritisiert wird, dass die Banken das billige Geld der Zentralbank lieber sicher anlegen, als Kredite an Unternehmen auszureichen. (dpa)