VDA-Präsident Matthias Wissmann warnte heute in Frankfurt allerdings vor Euphorie: „Dieses hohe Niveau wird im kommenden Jahr sicherlich nicht einfach fortgeschrieben werden können.“ Zudem seien die Absatzmärkte im Ausland entscheidend. Dort sei die Lage trotz erster Anzeichen einer Besserung keinesfalls rosig. „Wenn der Weltmarkt dümpelt, können Sie so gut sein wie sie wollen, dann leiden Sie unter diesem Weltmarkt massiv, und das tun wir.“
Experten warnen vor diesem Hintergrund vor einem Absturz 2010 und sprechen mit Blick auf die Abwrackprämie nur von einem Strohfeuer. So urteilt Ferdinand Dudenhöffer, Professor der Universität Duisburg- Essen, das absehbare Ende der Abwrackprämie bewirke für die deutschen Automobilbauer und die Importeure zudem „desaströse Nachhall- Effekte“. Dudenhöffer warnte aber davor, die Abwrackprämie zu verlängern. „Sie hat jetzt schon den Markt in Deutschland so durcheinandergebracht, dass weitere Abwrackprämien tödlich wären.“
Eine genaue Prognose für das kommende Jahr wollte Wissmann nicht abgeben. Er sagte lediglich, für 2009 und 2010 zusammen rechne er mit einer „deutlich höheren Absatzzahl“, als es sie ohne Abwrackprämie gegeben habe. Auf wichtigen Auslandsmärkten werde sich die Lage wegen staatlicher Kaufanreize wie Abwrackprämien stabilisieren. „Die Bodenbildung ist da, ein langsamer Aufstieg ist möglich“, sagte Wissmann, betonte aber auch: „Es wird ein steiniger und schwieriger Weg des Wiederaufstieges.“
Im gesamten ersten Halbjahr 2009 stieg die Zahl der Neuzulassungen um 26 Prozent auf 2,06 Millionen. „Diese Entwicklung ist natürlich auf die Wirkungen der Neuordnung der Kfz-Steuer und der Umweltprämie zurückzuführen“, sagte Wissmann. Angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise stärkten diese Anreize die Inlandsnachfrage vor allem bei Kleinwagen und der Kompaktklasse. 98 Prozent des gesamten Marktzuwachses entfallen laut Wissmann auf diese Kategorie. Auf die Frage, ob der Verband eine Verlängerung der Abwrackprämie fordern werde, sagte er: „Das haben wir nicht vor.“
Die Prognose für 2009 wird nach Einschätzung Wissmanns auch dann eintreffen, „wenn das zweite Halbjahr lediglich Vorjahresniveau erreichen sollte“. Für diesen Zeitraum rechnet der VDA mit einer Verlangsamung des Aufwärtstempos. Der Export werde auf das ganze Jahr gerechnet um ein Fünftel zurückgehen, die Produktion um 17 Prozent.
Der angeschlagene Autohersteller Opel hat sich im Berichtszeitraum gut geschlagen – noch erfolgreicher waren Ford und VW. In den ersten sechs Monaten wurden mehr als 187 000 Opel-Fahrzeuge neu zugelassen; das sind knapp 30 Prozent mehr als vor Jahresfrist, teilte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg mit. Allein das Juni-Plus für Opel betrug 56 Prozent, das war für diesen Monat der höchste Zuwachs aller deutschen Automarken.
Noch stärker als Opel profitierten in den ersten sechs Monaten Ford (plus 44 Prozent) und Marktführer VW (plus 31 Prozent) von der staatlichen Abwrackprämie sowie viele ausländische Hersteller von Kleinwagen.
Den größten Sprung nach vorn machte unter den größeren Anbietern der koreanische Autobauer Hyundai mit einem Plus von 131 Prozent, vor Fiat mit 106 Prozent Absatzzuwachs. Auch die ausländischen VW- Konzernmarken Skoda (plus 63 Prozent) und Seat (plus 56 Prozent) waren am Markt erfolgreich. (dpa)