„Ziel ist die 100-prozentige Verwertung. Der Versuch soll prüfen, inwieweit aus gemischten Restabfällen stofflich und energetisch verwertbare Stoffe heraussortierbar sind“, sagte die Ministerin. „Dabei wird es eine Rolle spielen, ob diese Stoffe marktfähig sind und ob wir so dem Ziel einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft ein Stück näher rücken.“
In der mechanisch-biologischen Trocknungsanlage (MBT) auf dem Gelände der Zentraldeponie in Mertesdorf werden die Abfälle aus dem Gebiet des Zweckverbandes Regionale Abfallwirtschaft getrocknet und zu Ersatzbrennstoffen mit einem Heizwert von Braunkohle aufbereitet. Diese Anlage wurde um eine zusätzliche Nahinfrarot-Sortieranlage erweitert, die das differenzierte Aussortieren ermöglicht.
Im anstehenden Versuchszeitraum soll eine Gesamtmenge von etwa 30.000 Tonnen getrocknete Siedlungsabfälle zu stofflich und energetisch verwertbaren Sekundärrohstoffen verarbeitet werden. Die Kosten des Versuchs sind mit mehr als einer Million Euro veranschlagt. Das Land fördert das Pilotprojekt mit 150.000 Euro.
In der MBT werden pro Jahr rund 125 000 Tonnen Müll von über 500.000 Einwohnern aus Trier, den Kreisen Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich, Vulkaneifel und Bitburg-Prüm ohne Nutzung von Fremdwärme getrocknet. Hierdurch wird die Abfallmasse und das Gewicht um durchschnittlich 33 Prozent reduziert. Anschließend werden die Metalle entnommen. Der verbleibende Abfall (84.000 Tonnen) wird als Brennstoff in Ersatzbrennstoffkraftwerken in Hürth und Andernach eingesetzt.
Während des einjährigen Versuchs werden 30.000 Tonnen Abfall mittels physikalischer und optischer Trennstufen separiert. Diese Verfahren werden unter anderem auch beim Sortieren der Verpackungen aus dem Gelben Sack eingesetzt. Ziel des Versuchs ist es, belastbare Ergebnisse für die Gewinnung von Rohstoffen und Energie aus Abfall zu ermitteln und Möglichkeiten zu finden, um flexibel auf sich ändernde Marktsituationen reagieren zu können.
Es soll auch geprüft werden, ob die Brennstoffqualität des getrockneten Abfalls durch eine Sortierung so verbessert werden kann, dass die Abfälle zukünftig als Ersatz für fossile – also endliche – Rohstoffe wie Kohle, Öl oder Gas in „herkömmlichen“ Kohlekraftwerken oder in der Zementindustrie eingesetzt werden können. Wichtig ist hierbei, sich dem Bedarf und den Anforderungen dieser Abnehmer anpassen zu können. Gleichzeitig soll der Versuch neue Erkenntnisse darüber bringen, inwieweit dem getrocknetem Abfallgemisch Wertstoffe entnommen werden können, die anschließend werkstofflich verwertet werden. Voraussetzung ist die Sortenreinheit der Abfälle, die für die Rückführung der Recyclate in den Produktkreislauf nur über modernste Sortiertechnik, wie sie in Mertesdorf installiert wurde, zu erzielen ist.
Ob auf dem Weg über die Sortierbänder am Ende sortenreine, werkstofflich verwertbare Abfälle oder qualitative hochwertige Brennstoffe generiert werden, steuert ein Prozessleitsystem. Je nach Aufgabenstellung (oder Marktsituation) können die Förderbänder und Sortierstufen so geschaltet werden, dass innerhalb kurzer Zeit zwischen den Betriebsarten zur Gewinnung von Ersatzbrennstoffen auf der einen Seite und Holz, Papier, Pappe, Karton sowie verschiedenen Kunststoffgruppen auf der anderen Seite umgeschaltet werden kann.