Bis 2015 könnten laut BUND Überkapazitäten von bis zu 30 Prozent entstehen. Der Umweltschutzbund beruft sich dabei auf das Wirschaftsforschungsinstitut Prognos. Holger Alwast, Marktfeldleiter im Bereich Abfall, allerdings teilt auf Anfrage des RECYCLING magazins mit, dass diese Zahlen nicht aus seinem Institut stammen. „Wenn man davon ausgeht, dass keiner im Müllverbrennungsmarkt auf Überkapazitäten reagieren wird, dann könnten im Jahr 2020 Überkapazitäten von rund 20 Prozent bestehen.“ Aber dass keiner eine Reaktion zeige, sei wenig realistisch. Der größte Hebel im Markt, der bei den drohenden Überkapazitäten greifen werde: bis 2020 müssten etwa vier Millionen Tonnen Kapazitäten in den älteren MVA ertüchtigt werden. Dadurch würden natürlich auch Kapazitäten stillgelegt, wenn sich eine Ertüchtigung nicht mehr rentiere, so Alwast. Anders sei der Fall gelagert, wenn ein physisches Interesse an der Ertüchtigung – oder sogar einem Neubau – bestehe. Wie bespielsweise die derzeitige Diskussion in Berlin um die Ertüchtigung beziehungsweise Neubau der MVA Ruhrleben zeigt. Die Berliner Stadtreinigung hat die Hoheit über den Inhalt der Grauen Tonne und daher ein vitales Interesse am Erhalt der Verbrennungskapazitäten.
Die mengenmäßig größte Steigerungsrate an Überkapazitäten hätte den BUND-Zahlen zufolge Nordrhein-Westfalen mit rund einer halben Million Tonnen zusätzlicher Verbrennungskapazität. Der BUND warnte vor einer „Müllfalle“, da durch die Überkapazitäten ein Zwang zum Import von Abfällen jeder Art entstünde. Die Folge wäre ein wachsender „Mülltourismus“ über die Landes- und Bundesgrenzen hinweg.
Hubert Weiger, der Bundesvorsitzende des BUND, hat daher einen Genehmigungsstopp für neue Abfallverbrennungsanlagen gefordert. Die Vermeidung und stoffliche Verwertung von Abfällen müsse forciert, die ressourcen- und energievergeudende Abfallverbrennung hingegen zurückgedrängt werden.