Der Pilotversuch „Nasse und Trockene Tonne“ in Kassel führt in eine völlige Sackgasse. Die Duales System Deutschland GmbH (DSD) hält das Kriterium für zu diffus, den Abfall nach nass und trocken zu trennen. Die Trennung durch die Haushalte werde daher sehr unscharf erfolgen, Ergebnis ist ein schlecht zu sortierendes, schadstoffreiches Gemisch mit hohem Restmüllanteil.
Die Stadtreiniger Kassel mussten daher schon im Vorfeld des Versuches die Bürger auffordern, zumindest keine Staubsaugerbeutel in die trockene Tonne zu geben. Andere trockene Abfälle wie Textilien oder Schuhe aber machen die Sortierung in einer automatischen Anlage praktisch unmöglich.
„Dass die Kasseler bisher auch auf Nachfrage keine Ergebnisse bekannt geben, obwohl der Versuch schon ein halbes Jahr läuft, zeigt, dass es offenbar unüberwindbare Probleme gibt“, stellt der Vorsitzende der DSD-Geschäftsführung, Stefan Schreiter, fest. „Wir gehen davon aus, dass Kassel völlig unwirtschaftlich ist.“
„Das Gemisch aus der trockenen Tonne ist ein ganz anderes, als wir es aus dem Gelben Sack oder der Gelben Tonne kennen“, sagt auch Edmund Stassen, DSD-Geschäftsführer für Entsorgung und Verwertung. „Es enthält große Mengen nicht verwertbaren Mülls, macht die Sortierung dadurch extrem teuer und beeinträchtigt das Recycling massiv.“
Nicht auszuschließen sei auch, dass die Wertstoffe durch Schadstoffe wie Schwermetalle oder Chlor verschmutzt würden, die ein Recycling stark verteuern oder unmöglich machen.
Nach Ansicht der DSD gibt es eine deutlich bessere Alternative: die „Gelbe Tonne plus“. „Die Gelbe Tonne plus haben wir über Jahre erprobt, und zwar nicht in ein paar Straßen, sondern in einer Großstadt wie Leipzig“, betont Stassen. In Leipzig ist die Gelbe Tonne plus vor einem Jahr in den Regelbetrieb übergegangen. „Sie erhöht deutlich die Menge an recyceltem Material, ohne zu technischen oder wirtschaftlichen Problemen zu führen“, so Stassen.
Bestätigt wird diese Einschätzung auch durch eine Studie der Ingenieurgesellschaft HTP aus Aachen. HTP hat im Auftrag der DSD die „Miterfassung von Nicht-Verpackungs-Wertstoffen über das Gelbe System“ untersucht und kommt zu einer positiven Bewertung: Die Gelbe Tonne plus ermögliche Effizienzgewinne für die Abfallentsorgung beim Endverbraucher und könne mit der heute weit verbreiteten automatischen Sortier- und Verwertungstechnik verarbeitet werden.
Zum Hintergrund: DSD hat der Stadt Kassel mehrfach die Einführung der Gelben Tonneplus angeboten, die Stadt hat dies aber abgelehnt. „Der Grund liegt auf der Hand“, ist sich Schreiter sicher.
„Die Stadtreiniger wollen eine eigene Wertstofftonne aufbauen, um die Aufträge ohne Ausschreibung an sich selbst vergeben zu können. Es geht um rein wirtschaftliche Aspekte und darum, den Wettbewerb auszuschalten. Das führt eindeutig zu höheren Kosten für die Bürger. Das werden wir nicht zulassen.“
Die Verpackungsverordnung schreibt ein privatwirtschaftliches Entsorgungssystem für Verpackungen vor. „Das arbeitet viel effizienter und kostengünstiger als ein kommunales“, ergänzt Schreiter.