Eine Übernahme des Hamburger Kupferherstellers steht derzeit aber offenbar nicht auf dem Plan. Nach Angaben von Salzgitter untersuchen beide Unternehmen Möglichkeiten einer mittel- und langfristigen Zusammenarbeit. Als Beispiele nannte der Konzern eine Kooperation in der Produktionstechnologie, der Forschung und Entwicklung sowie bei Absatz und Beschaffung.
„Zur Flankierung dieser Aktivitäten“ habe Salzgitter die NA-Aktien erworben, hieß es. Gespräche über eine Aufstockung der Beteiligung über die 5,8 Prozent hinaus gebe es derzeit nicht, sagte ein Salzgitter-Sprecher. Zum Preis sowie zum Verkäufer des Anteils wollte er sich nicht äußern, sondern sagte lediglich, die Aktien seien zum Teil über die Börse und zum Teil von einem Großaktionär erworben worden. Der Anteil könnte damit unter anderem von der A-Tec Industries AG stammen, die sich auf Druck des Bundeskartellamtes von ihrer NA-Beteiligung wieder trennen musste.
Der österreichische Konzern um den Investor Mirko Kovats, dem zwischenzeitlich rund 15 Prozent der NA-Aktien gehörten, hatte am vergangenen Donnerstag dem Nachrichtendienst Dow Jones bestätigt, alle Anteile wieder abgestoßen zu haben. Presseberichten zufolge hat Salzgitter aber auch mit anderen Großaktionären des Kupferkonzerns verhandelt.
So soll der Stahlhersteller sowohl mit der HSH Nordbank als auch mit der Stadt Hamburg gesprochen haben, die beide jeweils 5 Prozent an der NA halten. Die Norddeutsche Affinerie begrüßt den Einstieg des neuen Großaktionärs. Salzgitter kenne sich als „branchennahes Unternehmen mit unserem Geschäft“ aus, erklärte die Hamburger Kupferhütte am Dienstag. Auch die NA sehe einen besonderen Sinn in Salzgitter kooperiert mit der NA einer Zusammenarbeit zum wechselseitig vorteilhaften Know-how-Transfer in diversen Bereichen, zum Beispiel bei Forschung und Entwicklung.
Nach Analystenberechnungen lag der Marktwert der 5,8 Prozent bei rund 66 Millionen Euro. Für Salzgitter wäre auch eine vollständige Übernahme der Affinerie finanziell kein Problem. Der Konzern hat noch liquide Mittel von über 2 Milliarden Euro zur Verfügung, die auch für Akquisitionen eingesetzt werden könnten.
Der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Leese hatte sich angesichts der hohen Preise vor allem für börsennotierte Stahlfirmen aber wiederholt gegen zu teure Zukäufe und für
ein operatives Wachstum ausgesprochen. Zugleich hatte er sich in der Vergangenheit auch immer wieder skeptisch gezeigt, ob der derzeitige weltweite Stahlboom auch langfristig anhalten wird. Um die Stahlzyklen besser ausgleichen zu können, baut
Salzgitter bereits eine neue Technologiesparte rund um die im vergangenen Jahr erworbene Tochter Klöckner-Werke auf. Alexandra Hauser, Analystin der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), erwartet keine komplette Übernahme der NA. „Obwohl die Finanzierung eines solchen Schrittes kein Problem wäre, gehen wir davon aus, dass Salzgitter diese Beteiligung als strategisches Finanzinvestment hält“, erklärte sie. Die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit seien allerdings „sehr begrenzt“ und könnten
nur in ausgewählten Bereichen geeignet sein. Nach Einschätzung von Hauser fand Salzgitter mit diesem Schritt „einen attraktiven Weg, um Teile des hohen Bestandes an liquiden Mitteln einzusetzen. Da der Kapitalmarkt diesen Schritt seit vergangener Woche diskutiere, sehe die LBBW nur einen sehr begrenzten positiven Einfluss auf
den Aktienkurs. An der Börse zeigten sich die Aktien beider MDAX-Unternehmen
am Dienstag deutlich im Minus – allerdings in einem schwachen Gesamtmarkt.