Wie Karle auf der Bilanzpressekonferenz der BDSV sagte, müsse man damit rechnen, dass Russland als einer der derzeit wichtigsten Stahlschrottlieferanten künftig weniger Material auf dem Weltmarkt anbietet. Zwar schlummern dort noch genügend Schrotte, die auf eine Verwertung warten, durch den Ausbau ihrer Elektrostahlkapazitäten brauche Russland jedoch mehr Schrott im eigenen Land.
Dies hätte nicht nur Auswirkungen auf den deutschen Markt. Selbst die indischen Stahlhersteller leiden unter dem Rückgang des russischen Schrottangebotes und müssten sich nun verstärkt anderweitig eindecken. Dies tun sie seit einiger Zeit auch verstärkt in Europa.
Laut Rolf Willeke, dem geschäftsführenden Präsidiumsmitglied der BDSV, wird der Schrottbedarf trotz möglicher Auswirkungen der Finanzkrise auf die Konjunktur weiterhin hoch bleiben. Hierzu trage auch der weltweite Ausbau der Elektrostahlherstellung bei. Elektrostahlwerke verwerten ausschließlich Stahlschrotte. Ihre Energiebilanz ist dabei wesentlich günstiger, als die Herstellung von Stahl aus Erzen. Dies sei ein wesentlicher Grund, warum die Elektrostahlherstellung weiterhin auf dem Vormarsch ist.
Selbst in Deutschland ist mit einem weiteren Ausbau der bereits großen Elektrostahlkapazität zu rechnen. So sei laut Willeke in Salzgitter ein neuer Elektrostahlofen geplant, der allein schon den Stahlschrottbedarf der deutschen Stahlindustrie um 1,2 Millionen Tonnen erhöhen könnte. Zusätzliche Elektrostahlkapazitäten seien bei den Stahlwerken in Riva und Georgsmarienhütte im Gespräch. Wenn diese tatsächlich verwirklicht werden, rechnet Willeke mit einem weiteren Stahlschrottbedarf von 400.000 bis 500.000 Tonnen.
Die Stahlschrottlieferungen an die deutschen Stahlwerke und Gießereien mit ihrem gestiegenen Bedarf an Stahlschrott bewegten sich im abgelaufenen Jahr 2007 auf hohem Niveau, hieß es Düsseldorf. So konnten die Stahlschrottlieferungen an die Stahlwerke um 5,3 Prozent auf 17,3 Millionen Tonnen und an die Gießereien um 5,9 Prozent auf 4,0 Millionen Tonnen gesteigert werden.
Da die Nachfrage aus dem Ausland im Jahr 2007 ebenfalls anzog (Anstieg der Ausfuhr um 8,8 Prozent auf 8,3 Millionen Tonnen), erreichte der gesamte Versand an direkt einsetzbarem Stahlschrott im letzten Jahr mit knapp 30 Millionen Tonnen ein neues Rekordergebnis, sagte Karle.
Abzüglich der in dieser Versandmenge enthaltenen Einfuhr (+9,4 Prozent auf 6,1 Millionen Tonnen) ergibt sich ein Versand an Stahlschrott aus dem deutschen Inlandsaufkommen in Höhe von 23,5 Millionen Tonnen (+5,6 Prozent gegenüber 2006).
Die deutsche Außenhandelsbilanz für Stahlschrott war in 2007 ebenfalls positiv. Der Exportüberschuss betrug rund 2,1 Millionen Tonnen.
Die Versorgung der Stahlwerke mit Eigenentfall an Stahlschrott (Kreislaufschrott) nahm gegenüber 2006 um 1,3 Prozent auf 4,96 Millionen Tonnen zu.