Seit seiner Gründung hat der Verein NH/HH-Recycling e.V. mit Sitz in Regensburg rund 1.600 Tonnen Sicherungsschrott zusammengetragen – eine Menge, die rund 80 Eisenbahn-Waggons füllt. Das System hat inzwischen nicht nur die deutschen Energiekonzerne überzeugt: Seit 2005 setzen auch Großbritannien und die Benelux-Länder auf das System aus Bayern. Vor kurzem haben auch Slowenien und Polen Interesse an dem ostbayerischen Modell angemeldet.
Den Verein haben sieben deutsche Sicherungshersteller 1995 in Regensburg gegründet – mit maßgeblicher Unterstützung von E.ON Bayern und Siemens. Bis zur Gründung des Vereins landeten Sicherungseinsätze, die nach rund 20 Jahren Betriebszeit ausgedient hatten, im Restmüll. Die Initiatoren des Recyclingprojektes haben die „Schätze aus der Abfallbox“ neu entdeckt. „Durch die Rückgewinnung der Rohstoffe werden die
Ressourcen entlastet“, sagt Gerd Fink, Vorstandsvorsitzender des Recyclingvereins, der mittlerweile in Frankfurt eine eigene Geschäftsstelle unterhält. „Wenn man bedenkt, dass bereits eine Gitterbox dieser Sicherungseinsätze 200 Kilogramm Kupfer und zwei Kilogramm Silber enthält, lassen sich bei einer Rückführung in den Wertstoffkreislauf die Förderung und der Transport einer Menge von hunderten Tonnen Roherz sparen“, erklärt Fink die Idee.
So läuft das Recycling in der Praxis: Die NH/HH-Sicherungseinsätze werden in Gitterboxpaletten gesammelt und über ein vom Verein vorbereitetes Abruffax von einer beauftragen Spedition abgeholt. Die Kosten für die Abholaktion trägt ausschließlich der Verein. Der Schrott wird in Hamburg zentral in einem Kupferkonverter eingeschmolzen. Sowohl Kupfer, als auch Silber können mit der Methode recycelt werden. Aus einer Tonne des Spezialabfalls machen die Spezialisten so rund 140 Kilogramm Kupfer und 2,5 Kilogramm Silber. Seit Bestehen des NH/HH Recyclingvereins wurden bereits 260 Tonnen Kupfer und 32 Tonnen Silber wieder gewonnen und erneut für die Wirtschaftskreisläufe nutzbar gemacht. Der Verkauf des Metalls bringt wiederum Geld zur Finanzierung des Vereins und für Spenden an Universitäten, aber auch eine erhebliche Umweltentlastung: Rund 120.000 Tonnen Erz müssten für die Erzeugung dieser Metallmengen gefördert, mit hohem Energieaufwand verarbeitet und der Rohstoff nach Deutschland transportiert werden. „Insgesamt haben wir durch das Recycling in den vergangenen Jahren bereits drei Gigawattstunden Energie eingespart“, rechnet Fink vor. Das entspricht in etwa dem täglichen Stromverbrauch von mehr als 1.000 Haushalten.
Der Verein hat für seine Verdienste den Umweltpreis der Stadt Regensburg und mehrere internationale Auszeichnungen erhalten und ist Mitglied im „Umweltpakt Bayern“ der bayerischen Staatsregierung. Das Deutsche Museum in München widmet der bayerischen Recycling-Idee seit 2007 sogar eine eigene Sektion in der neuen Umweltausstellung. Großes Ziel des Vereins ist jetzt der Aufbau eines flächendeckend in ganz Deutschland
funktionierendes Sammelsystem für den Spezialabfall aus der Stromübertragungstechnik. Bisher konnten in Deutschland jährlich etwa 200 Tonnen Rücklaufmenge an Sicherungseinsätzen verzeichnet werden, allerdings wäre – nach Berechnungen des Vereins – eine Gesamtrücklaufmenge von 600 Tonnen möglich.