„Der Mülltourismus mag für die Beteiligten ausgesprochen lukrativ sein, dem Ziel der Müllvermeidung wird so aber weder in Italien noch in Deutschland gedient“, so Kotting-Uhl. Müll gehöre nicht auf die Reise durch Europa, weder auf der Schiene noch auf der Straße. In Europa gelte aus gutem Grund der Grundsatz, Abfälle nach dem „Prinzip der Nähe“ zu beseitigen. Wenn Deutschland wirklich helfen wolle, dann nicht mit dem Import von Müll, sondern mit dem Export von Technologie. In Süditalien warten derzeit noch rund 350.000 Tonnen Abfall auf die Entsorgung, berichtet die italienische Zeitung „La Repubblica“. Ein Teil soll in der Müllverbrennungsanlage Bremerhaven entsorgt werden, weitere Mengen sollen nach Cröbern fließen, wo die Westsächsische Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft (WEV) eine mechanisch-biologische Entsorgungsanlage betreibt. Dort wird bereits seit Mitte 2007 auch süditalienischer Müll entsorgt.
Grüne warnen vor Müllimporten aus Italien
Die umweltpolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl, hat sich gegen die geplanten Abfallimporte aus Neapel ausgesprochen. Der "Mülltoruismus" verhindere notwendige Investitionen, sagte die Politikerin. "Es hilft den Menschen im italienischen Neapel nicht wirklich, wenn ihr Müll vermehrt nach Deutschland exportiert wird. Wenn deutsche Überkapazitäten einfach mit italienischem Müll gefüllt werden, entsteht in Italien kein Innovationsdruck, um endlich moderne Entsorgungsstrukturen aufzubauen." In Deutschland werde die fällige Stilllegung von technologisch veralteten Anlagen weiter hinausgezögert.