Laut Straubhaars Einschätzung wird der Anschlusszwang an die so genannten dualen Sammelsysteme die Trittbrettfahrerei nicht eindämmen. Man wolle nur den konkurrierenden Selbstentsorgersystemen das Wasser abgraben, vermutet der Wirtschaftsprofessor.
„Hohe Marktzutrittsbarrieren, die vornehmlich rechtlicher Art sind, jedoch zu einem gewissen Teil auch vom marktbeherrschenden Unternehmen DSD ausgehen, verhindern echten Wettbewerb“, kritisiert Straubhaar in dem NeNa-Gespräch. Auch die Kosteneffizienz der Verpackungsentsorgung lasse zu wünschen übrig: „Das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei der Entsorgung gebrauchter Verkaufsverpackungen in Deutschland ist tatsächlich als sehr schlecht zu bezeichnen.“ Der Aufwand, um das Äquivalent eines Liters Rohöl einzusparen, sei zehn Mal höher als der Wert des Liters Rohöl auf dem Weltmarkt.
Zudem existiere momentan kein Wettbewerb um Sammlungs- und Logistiksysteme sowie um Entsorgungs- und Verwertungskapazitäten, weil alle dualen Systeme das gleiche Erfassungssystem nutzen würden. Dadurch lägen erhebliche Effizienzpotenziale brach. „Nutzt man diese aus, so wären gesamtwirtschaftliche Kostenentlastungen zu erwarten“, meint Straubhaar.
Die Verpackungsverordnung sei außerdem wegen mangelnder Innovationsanreize zu kritisieren, und zwar sowohl hinsichtlich der Optimierung der Kosten als auch bei der Erreichung von Umweltzielen. So gebe es durchaus Hersteller und Vertreiber von innovativen Verpackungsmaterialien, die ihre Materialien im Sinne eines echten Recyclings im Kreislauf führen wollten – und die nicht daran interessiert sind, dass ihre Materialien nach Gebrauch einer minderwertigeren Verwertung zugeführt werden.
In letzter Konsequent schlägt Straubhaar deshalb regionale Kreisläufe vor. „Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen, die ihre Innovationen gar nicht schlagartig bundesweit vermarkten können, werden dazu angeregt, Innovationen hervorzubringen oder bestehende innovative Lösungen zu vermarkten, was wiederum Wettbewerb fördert.“