Dazu stellte der Stahleinkaufs-Chef des Schiffbaukonzerns Aker Yards, Frank Schnabel fest, dass der Stahlhandel aus seiner Sicht für dieses Problem noch nicht die weltweite Lösung darstelle. Sein Unternehmen betrachte die Handelsfirmen jedoch sehr wohl als strategische Partner, betonte Schnabel. Er hoffe allerdings, dass die Stahlproduzenten „noch aufwachen“ und langjährige Kunden nicht einfach links liegen lassen, fügte er hinzu.
Als Vertreter eines Stahlherstellers machte dazu Hartwig Kockläuner, Geschäftsführer Vertrieb und Logistik der Georgsmarienhütte, deutlich, dass sein Unternehmen in der Regel nicht während eines laufenden Vertrages daraus aussteige. Grundsätzlich habe ein Unternehmen, das Produktionsbereiche aus Gründen der Profitabilität aufgeben wolle, seine Kunden darüber rechtzeitig zu informieren, sagte Kockläuner. Er hob hervor, dass die Georgsmarienhütte immer an einer langfristigen Bindung an ihre Kunden interessiert sei und deshalb mit diesen auch Verträge über längere Zeiträume abschließe.
Dazu merkte Aker Yards-Einkäufer Schnabel an, dass eine solche Langfristperspektive offenbar vielen Stahlherstellern fehle. Er plädierte dafür, dass im Sinne langfristiger Kooperationen die Beteiligten gegebenenfalls auch schon mal ihre Gewinne einfrieren sollten. Andernfalls seien bestimmte Branchen gefährdet, was den Stahlbezug anbetrifft, warnte der Manager.
Thomas Ludwig, Vorstandschef des Handelshauses Klöckner & Co. AG, grenzte die Möglichkeiten des Stahlhandels insofern ein, als die Unternehmen keine größeren Preisschwankungen abfedern könnten. Sie müssten sich ebenfalls den Marktentwicklungen anpassen, erläuterte Ludwig.
Er geht im Übrigen davon aus, dass auch zukünftig viele Stahl-Commodities in Europa weiterhin produziert werden, auch wenn sie möglicherweise in anderen Teilen der Welt billiger zu haben sind. So mache es wegen der langen Transportzeiten zum Beispiel keinen Sinn, Stahlbeton aus China zu beziehen, stellte der Experte fest. Daher werde die Produktion von Massenprodukten zukünftig nicht komplett nach China abwandern, so seine Überzeugung. Vielmehr sei damit zu rechnen, dass sich bei einem Großteil dieser Produkte die Herstellung in Europa nur regional verlagern werde.
Als ein besonders großes Manko im Stahlhandel kritisierte Ludwig das Fehlen von anerkannten Preismechanismen. Daher sei auch ein Hedging, also die Risikoabsicherung über Finanzgeschäfte unmöglich. Nach Ansicht des Experten würde die Einführung etwa eines Future-Kontraktes für Stahl kein Problem darstellen. Er sieht dafür auch ein Bedürfnis im Markt.
Ludwig wies dazu darauf hin, dass etwa im Gießereigeschäft die Abrechnung langfristiger Kontrakte auf der Basis von indizierten Preisen üblich sei. Warum also nicht auch bei Stahl, fragte er. Für die kommenden 2 bis 3 Jahre müssen sich die Stahlverbraucher nach Aussage Kockläuners darauf einstellen, dass die Konjunktur bei Stahl und auch die Rohstoffknappheit in diesem Bereich anhalten werden. Vor diesem Hintergrund sei mit weiterhin hohen Preisen am Weltmarkt zu rechnen, sagte er.