Ski-Recycling: Sinnvoll, aber wenig rentabel

Jahr für Jahr überbieten sich die Skihersteller mit neuen Modellen. Nach Angaben des Deutschen Skiverbands (DSV) werden jedes Jahr in Deutschland 350.000 Paar Ski verkauft. Der Sportverband schätzt, dass in etwa genauso viele Skier ausrangiert werden. Wie viele davon recycelt werden, darüber kann der DSV keine Angaben machen.

Von Christiane Hawranek

Es ist noch gar nicht so lange her, da waren die Skier kerzengerade und schmal geformt. Die nachfolgende Ski-Generation ist um einige Zentimeter geschrumpft, die Hersteller statteten sie mit einer ausgeprägten Taille aus und nannten sie Carving-Ski. Mittlerweile liegen breite Freeride-Skier im Trend, die ein wenig an Wasserskier erinnern.

„Der normale Weg für einen ausrangierten Ski ist der folgende: Erst steht er oft jahrelang im Keller, dann wird er irgendwann entrümpelt und zum Wertstoffhof gebracht“, sagt Andreas König vom DSV. Skier bestehen aus sehr vielen unterschiedlichen Materialien, was das Recyceln kompliziert macht. Der Belag auf der Unterseite ist meistens aus dem Kunststoff Polypropylen, der sich dadurch auszeichnet, dass er besonders gut Skiwachs aufnehmen kann und für den richtigen „Rutschgrad“ am Hang sorgt. Die silbernen Kanten an den Seitenrändern bestehen aus Stahl.

Über das Innenleben der Skier wollen die Skihersteller wenig Details preisgeben, sagt König vom DSV: „Hochwertige Skier haben einen Holzkern, zum Beispiel aus Eschenholz. Es gibt aber auch Kunststoffkerne oder Schaumstoffkerne, letzterer sieht so ähnlich aus wie der Bauschaum zur Isolierung von Fenstern.“ Auf der Oberseite eines Skis befindet sich das sogenannte Deckblatt aus Kunststoff-Laminat.

„Ein schönes Kunststoffstück“

Auf der Sportmesse Ispo 2009 haben viele Unternehmen einen Schwerpunkt auf natürliche Materialien und Ökologie gelegt. „Nahezu jeder große Skihersteller hat mittlerweile einen Ski im Sortiment, der mit recycelbarem Holzlaminat hergestellt ist, es werden auch Materialien wie Bambus oder Naturfasern verwendet“, sagt König. Allerdings stellen diese „Öko-Skier“ nur eine Randgruppe innerhalb des Angebots dar.

Eine übergreifende Institution, die für die Entsorgung beziehungsweise das Recycling von Skiern zuständig ist, gibt es nach Angaben des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) nicht. Daher befänden sich Altskier nun in den Strömen des Sperrmülls. Dort wird die Bindung abgenommen und der Ski in Kunststoff und Holzkern aufgeteilt. Der Holzkern wandert dann zum Altholz und wird so weiterverarbeitet. Der Kunststoff wird meistens verbrannt oder als Sonderabfall klassifiziert.

Bei den Skischuhen müsse man das Schaumstoffstück erst herausnehmen, dann habe man aber laut Thomas Probst vom bvse ein „schönes großes Kunststoffstück“. Er fände das Recycling von Skiern zwar sinnvoll, räumt aber ein, dass es sich finanziell nicht lohnen würde.

Diese Erfahrung hat auch der Skihersteller Völkl gemacht: In den frühen 90er Jahren gab es Skirecycling-Projekte. „Allerdings waren die Recyclingkosten höher als die Herstellungskosten eines Skis“, sagt Karsten Mohr, Koordinator für Corporate Social Responsibility bei Völkl. Die hohen Kosten kommen daher, dass alle Materialien so fest miteinander verarbeitet sind, dass es sehr schwierig ist, sie voneinander zu lösen. Inzwischen gibt es dennoch bei Völkl wieder Überlegungen, alte Skier zu recyceln. Mit neuen Werkstoffen soll dies vereinfacht werden.

Nach Angaben des Verbandes der Bayerischen Entsorgungsunternehmen (VBS) werden in den meisten Landkreisen in Bayern alte Ski als Sperrmüll entsorgt und in einer Müllverbrennungsanlage verbrannt. Die Skier und Skischuhe, die beispielsweise bei einem der Münchner Wertstoffhöfe abgegeben werden, werden, wenn sie gut erhalten sind, an ein Gebrauchtwarenkaufhaus weitergegeben. „Dort werden sie zu sehr günstigen Preisen weiterverkauft“, sagt Arnulf Grundler vom Abfallwirtschaftsbetrieb München AWM.

Eine weitere Möglichkeit für die Weiterverwertung von Skischuhen beschreibt der Wertstoffhof in Alzenau bei Frankfurt am Main im Internet: „Skischuhe werden über eine Firma an Bedürftige abgegeben oder, wenn sie nicht mehr getragen werden können, zu Dämmmaterial verarbeitet.“ Andreas König vom DSV sind auch viele Schulen bekannt, bei denen die alten Skier abgegeben werden können, so dass sie Schüler, die ins Skilager fahren, günstig kaufen können. Oftmals wandern die Skier also gar nicht in den Müll, sondern wieder zurück auf die Piste.

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