Maßnahmen zur Stärkung der Kunststoff-Wertschöpfungskette erforderlich

Der bvse hat gemeinsam mit weiteren europäischen Verbänden, darunter EuRIC und Plastic Recyclers Europe, ein dringendes Schreiben an die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, gerichtet.

Nach den Worten von bvse-Vizepräsident Herbert Snell muss es das Ziel sein, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Kunststoff-Wertschöpfungskette zu sichern und deren Rolle in der angestrebten Kreislaufwirtschaft zu stärken.

Kunststoffindustrie als Schlüsselakteur der Klimaneutralität

Die Kunststoffindustrie umfasst in Europa 53.000 Unternehmen, beschäftigt 1,5 Millionen Menschen und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 400 Milliarden Euro. Als unverzichtbarer Bestandteil der Kreislaufwirtschaft ist sie von zentraler Bedeutung, um die Klimaneutralität der EU bis 2050 zu erreichen.

Die Branche hat bereits bedeutende Fortschritte erzielt, insbesondere bei der Recyclingfähigkeit, der Ressourceneffizienz und der Verringerung von Umweltauswirkungen. Kunststoffe spielen in zahlreichen Sektoren, wie Verpackung, Gesundheitswesen, Automobilindustrie, Bauwesen und Elektronik, eine unverzichtbare Rolle. Trotz dieser Errungenschaften steht die europäische Kunststoffindustrie aufgrund von Marktinstabilität, Rechtsunsicherheiten und regulatorischen Hürden an einem kritischen Scheideweg.

Drastischer Rückgang in der Wettbewerbsfähigkeit

Europas Anteil an der weltweiten Kunststoffproduktion ist in den letzten 20 Jahren von 28 % auf 14 % gesunken. Gleichzeitig stagniert das Wachstum der Recyclingkapazitäten. Ohne gezielte Gegenmaßnahmen droht der Verlust der globalen Führungsrolle in der Kunststoffinnovation.

Forderungen an die EU-Institutionen

Die europäischen Verbände betonen die Dringlichkeit strategischer Maßnahmen, um eine widerstandsfähige, innovative und ökologisch nachhaltige Kunststoff-Wertschöpfungskette zu sichern. Sie fordern:

  1. Gleiche Wettbewerbsbedingungen in der globalen Landschaft – Importierte Produkte müssen denselben strengen Umwelt- und Regulierungsverpflichtungen unterliegen wie europäische Produkte. Hohe Energiekosten, die die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen, müssen adressiert werden.
  2. Effektive Umsetzung der Umweltgesetzgebung – Es bedarf einer einheitlichen und rechtzeitigen Umsetzung des EU-Rechtsrahmens in allen Mitgliedstaaten. Eine enge Zusammenarbeit zwischen politischen Entscheidungsträgern und Branchenexperten ist unabdingbar.
  3. Harmonisierung bewährter Verfahren – Unterschiedliche Praktiken in den Mitgliedstaaten behindern den Fortschritt. Ein integrierter Ansatz, wie er im Draghi-Bericht empfohlen wurde, ist erforderlich, um einen echten Binnenmarkt für Abfall und Kreislaufwirtschaft zu schaffen.
  4. Gezielte finanzielle Unterstützung – Investitionen in die zirkuläre Kunststoffinfrastruktur und innovative Technologien müssen durch ein europäisches Anreizsystem gefördert werden.

Dringender Handlungsbedarf

„Das bevorstehende EU-Kreislaufwirtschaftsgesetz und der Clean Industrial Deal bieten eine einzigartige Gelegenheit, die Führungsrolle Europas in der Kreislaufwirtschaft auszubauen“, betont Herbert Snell. Durch entschlossenes Handeln können strukturelle Engpässe überwunden, grüne Arbeitsplätze geschaffen und die Klimaziele der EU erreicht werden.

Die europäischen Verbände rufen die politischen Entscheidungsträger zu einem offenen Dialog und gemeinsamen Anstrengungen auf, um die Wettbewerbsfähigkeit der Kunststoff-Wertschöpfungskette zu sichern und den Übergang zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft erfolgreich zu gestalten.

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