Während Stadler in Zusammenarbeit mit Remeo die Sortieranlage entworfen und gebaut hat, war ZenRobotics für die Lieferung der KI-basierten Robotersysteme für die Abfallsortierung zuständig. Das Sortierzentrum für den Großraum Helsinki (Finnland) besticht durch hochmoderne, auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende Technologie, innovative Prozesse und einen hohen Automatisierungsgrad. Außerdem umfasst die Anlage sowohl Linien für die Sortierung von Gewerbe- und Industrieabfällen als auch für die Sortierung von Bau- und Abbruchabfällen – ein Novum in der Branche. Sämtlichen durch die Corona-Pandemie verursachten Schwierigkeiten zum Trotz wurde die Anlage sogar vor dem geplanten Termin fertiggestellt. Die neue Sortieranlage von Remeo wurde am 14. Februar eingeweiht
Der Bau der neuen Sortieranlage von Remeo stellte die Konstrukteure vor einmalige und komplexe Herausforderungen. Erstmals sollte eine auf 30 t/h ausgelegte Anlage für Gewerbe- und Industrieabfälle mit einer auf 15 t/h ausgelegten Anlage für Bau- und Abbruchabfälle kombiniert werden. Darüber hinaus war ein hoher Automatisierungsgrad wichtig.
Das Ergebnis ist eine Konstruktion, die „Ballistikseparatoren, Siebtrommeln, 3D-Trommeln, optische Sortierer, Windsichter, Sortierroboter, Magnetabscheider, Wirbelstromabscheider und die Roboter von ZenRobotics kombinierte, sodass die modernste Sortieranlage in der Europäischen Union entstand“, sagt Nikolaus Hofmann, Vertriebsingenieur bei Stadler.
Juha Mieskonen, Vertriebsleiter bei ZenRobotics, ergänzt: „Die Anlage von Remeo ist mit 12 Greifrobotern ausgestattet, die Materialstücke mit bis zu 30 kg Gewicht aus den sperrigen Bau- und Abbruchabfällen herausholen. Alle zusammen schaffen bis zu 24.000 Greifvorgänge pro Stunde. Die Roboter übernehmen also sämtliche schweren Hebevorgänge, die für Menschen weder machbar noch sicher wären. Die Roboter sortieren diverse Fraktionen an Ort und Stelle, unter anderem Holz, Metalle, Steine und Plastik in unterschiedlicher Qualität. Mithilfe zahlreicher Sensoren und Künstlicher Intelligenz kann man sie bei Bedarf darauf trainieren, neue Fraktionen zu erkennen. Die Anlage umfasst zwei verschiedene Verarbeitungslinien mit zwei nachgeschalteten Robotersystemen an jeder Linie. Es handelt sich hier um die größte, vollständig robotergestützte MRF, wodurch bei der Konstruktion neue betriebstechnische und sicherheitstechnische Aspekte berücksichtigt werden mussten.“
„Die innovativsten Aspekte lassen sich mit dem Grundsatz ‚Die Form folgt der Funktion‘ beschreiben“, erklärt Hofmann. „Die Funktion der Linien war bei jeder einzelnen konstruktiven Entscheidung ausschlaggebend. Bau- und Abbruchabfälle neigen beispielsweise dazu, das System zu verstopfen bzw. zu blockieren, insbesondere an den rechtwinkligen Übergangsbereichen der Transportbänder. Also verzichteten wir bei der Konstruktion weitestgehend darauf. Zu diesem Zweck entwarfen wir ein schmales und langes Gebäude anstelle eines kürzeren, eher quadratischen Bauwerks.“
Der Planungsansatz erstreckte sich außerdem auf die Suche nach Wartungslösungen, „um sicherzustellen, dass eine zuverlässige und sichere Sortieranlage für die Zukunft entstand“, sagt Hofmann. „Die Anlage ist für eine einfache Wartung ausgelegt, fast jeder Motor ist über Stege und Wartungsplattformen zu erreichen. Wo immer es möglich war, wurden ähnliche Module in Gruppen angeordnet, das Layout bietet zudem die Möglichkeit einer künftigen Erweiterung. Das Entstaubungssystem mit mehreren über die gesamte Anlage verteilten Absaugpunkten sowie zwei große Filtereinheiten außerhalb des Gebäudes leisten ihren Beitrag, die Anlage sauber zu halten.“
In der Anlage kommt Spitzentechnologie zum Einsatz, dank der erstmals die Materialverwertung eine wesentlich größere Rolle spielen wird als die energetische Verwertung. Die Kapazität der Anlage beläuft sich auf jährlich 120.000 Tonnen Bau- und Abbruchabfälle und 60.000 Tonnen Gewerbe- und Industrieabfälle. Die Abfälle werden zu hochwertigen Rohstoffalternativen aufbereitet. Somit werden sie zu neuem Leben erweckt und müssen nicht verbrannt werden.
Die Sortieranlage von Remeo wird mehr als 30 Prozent des gesamten Abfallrecyclingbedarfs im Großraum Helsinki abdecken können. Auf diese Weise sorgt diese Anlage durch die Erhöhung der inländischen Recyclingkapazitäten dafür, dass Abfälle aus Finnland nicht mehr exportiert werden müssen. Remeos Anlage ermöglicht effizientes Recycling der Abfälle in unmittelbarer Nähe zum Entstehungsort, sodass durch die geringe Entfernung die durch den Transport entstehenden Emissionen reduziert werden können. Mit dieser effizienten Recyclinganlage unterstützt Remeo zudem seine Kunden dabei, die gesetzlich vorgeschriebene Mindestrecyclingrate von 70 % zu erreichen.